Placebo sind zurück! Auf dem atemberaubenden 'Never Let Me Go' lassen Brian Molko und Stefan
Olsdal ihr ganzes Können als Songwriter und Soundtüftler in eine Musik einfließen die nicht
nur ihren Appetit auf Selbstdarstellung befriedigt sondern auch eine wütende Relevanz für
unsere Zeit hat.Aus der Pandemie heraus blicken Placebo auf eine Landschaft der Intoleranz der
Spaltung der technischen Übersättigung und der drohenden Öko-Katastrophe. Dabei kommt das
Talent des Duos ein kolossales herzzerreißendes Stück Musik zu erschaffen mit voller Kraft
zum Einsatz. 'Never Let Me Go' erwacht mit unbändiger Dringlichkeit zum Leben. Die ersten drei
Tracks kommen mit der Energie einer Teenager-Punk-Combo daher. Aber es hat auch meisterlich
vollendete Pop-Songs wie 'Beautiful James' zu bieten eine mitreißende Hymne für
nicht-heteronormative Beziehungen von einer Band die sich erstmals 1996 mit 'Nancy Boy'
inmitten der amorphen Britpop-Kultur für Vielfalt einsetzte lange bevor die heutige offene
kämpferische Atmosphäre entstand. Nach dem rasanten Triple-Song-Hammer öffnet sich 'Never Let
Me Go' mit vielen Stimmungen und Musikstile. In ihnen steckt eine Wut die zwar nie polemisch
ist sich aber spürbar am Wahnsinn und den Ungerechtigkeiten des täglichen Lebens entzündet.
Molko mag ein eigenwilliger Rockstar sein wie es sie heute nicht mehr häufig gibt aber wie
jeder echte Künstler sieht er sich als Sprachrohr für die Gefühle der breiten Öffentlichkeit.
Mitte der 1990er als an nicht-binäre Ikonen noch nicht zu denken war sprach er für all jene
die sich vom Britpop entfremdet fühlten und kanalisierte Glam-Goth-Androgynie Grunge-Sound
und Pop-Verständnis zu einer alternativen Vision die internationale Resonanz fand. Mit mehr
als 13 Mio. verkaufter Alben darunter fünf Top-10-Entries in den UK LP-Charts und fünf
Top-5-Platzierungen hierzulande haben Placebo eine Stimme die weder ignoriert noch zum
Schweigen gebracht werden kann. 'Never Let Me Go' ist Musik für Engagierte und Enttäuschte für
Schlaflose Aktivisten und Trolle die in Ruhe darüber nachdenken können. Es zeigt aber auch
eine neue aufregende Stil- und Sound-Bandbreite der Band ein weiteres 'bestes Album das sie
je gemacht haben' in einer langen Reihe. Hält man es einmal in der Hand wird man es nicht
mehr loslassen wollen.