Krankheiten politischer Akteure galten lange Zeit als Schwäche. Politiker*innen versuchten
eigene Erkrankungen zu verheimlichen um Spekulationen über ihre Eignung für Amtsführung und
Repräsentationsaufgaben zu verhindern. Seit Beginn der 2000er Jahre jedoch machen aktive
Politiker*innen vermehrt eigene Erkrankungen öffentlich. Die Studie beleuchtet
Selbstthematisierungen von Krankheiten politischer Akteure in den Medien. Auf welche Weise
werden Abweichungen vom idealisierten Bild gesunder und durchsetzungsstarker Politiker*innen
inszeniert? Welche Funktionen erfüllen Medienberichte über kranke Politiker*innen in der
politischen Kommunikation? Wie verändern solche Pathographien die Wahrnehmung des Politischen
und die Vorstellungen von Krankheit? Prominente Fälle politischer Akteure in Deutschland die
über eigene Erkrankungen medienöffentlich sprechen werden diskursanalytisch untersucht. Es
zeigt sich dass sich Krankheitsthematisierungen durchaus positiv auf das Image von
Politiker*innen auswirken können. Auf gesamtgesellschaftlicher Ebene haben politische
Pathographien das Potential zum Wandel der Normalitätserwartungen an Politik Körperbilder und
Krankheiten beizutragen.