Die heutige Geldwirtschaft entwickelte sich lange vor der modernen Ökonomie im späteren
Mittelalter. Welche Folgen für das Zusammenleben ergaben sich durch diese umwälzende
Entwicklung? Wie veränderte sich die soziale und kulturelle Ordnung durch ein sich immer weiter
ausdifferenzierendes Finanzsystem? In der Literatur wurde über Geld in einer Weise nachgedacht
die von der Wissenschaft bisher nicht einmal ansatzweise überblickt wird.In diesem Band legen
Forscherinnen und Forscher aus drei Ländern erstmals eine kommentierte Anthologie europäischer
Texte aus dem 11.-16. Jahrhundert vor. Die Münze erscheint hier nicht nur als bloßes
Zahlungsmittel und Hintergrundmotiv sondern wird zum zentralen Thema und Handlungsträger. Dem
Pfennig wird eine Allmacht zugeschrieben die ein brennendes moralisches Problem darstellt: Das
zeigt sich in Klagen über die Geldsucht unter Klerikern ebenso wie in fingierten Liebesbriefen
mit denen ein Schulleiter ausgenommen wurde in Dialogen mit Münzen in 'heiligen' Texten vom
Kapital oder in Gedichten über den Zusammenhang von Geld und Liebe.