Band 85 der Gesammelten Werke stellt einen der ungewöhnlichsten und zugleich menschlich
bewegendsten Texte Karl Mays in den Mittelpunkt: "Frau Pollmer eine psychologische Studie".
Hier gibt der von den Prozessen und den öffentlichen Debatten um seine Person tief verletzte
Autor Rechenschaft über seine erste Ehe mit Emma Pollmer und deren Scheitern. Wohl nie zuvor
und danach hat May derart offen und schonungslos in sein Leben blicken lassen wie in dieser
Abrechnung in der sich Wut und Verzweiflung abwechseln und selten einmal hat er so viel
Selbstkritik geübt. Manche Lücke in seiner offiziellen Autobiografie "Mein Leben und Streben"
wird hier geschlossen. Der Streit mit dem Kolportageverleger Münchmeyer um die unseligen
"Schundromane" und Karl Mays Bemühen sein schriftstellerisches Konzept zu vermitteln fließen
zusätzlich mit ein. Auch die sich langsam wandelnde Beziehung zu seiner späteren zweiten
Ehefrau Klara der er Anfangs eher skeptisch gegenüberstand wird beleuchtet. Neben diesem
großen biografischen Bekenntnis versammelt der Band zahlreiche kleinere Schriften Mays aus den
letzten Lebensjahren offene Briefe Flugblätter und dergleichen in denen er sich mit
publizistischen Gegnern wie Fedor Mamroth Hermann Cardauns oder Rudolf Lebius und einigen
anderen auseinander setzte die nicht alle wirkliche Ehrenmänner waren. Zwischen Angriff und
Verteidigung schwankend bekräftigt May darin immer wieder seinen Anspruch als Autor mit einer
Botschaft mit weitreichenden moralischen Zielen ernst genommen zu werden. Wer das rätselhafte
Wesen des erfolgreichsten deutschen Schriftstellers näher verstehen lernen möchte wird in
diesem Buch fündig. Die aufschlussreichen Texte werden wieder sachkundig und ausführlich von
hervorragenden Sachleuten kommentiert: Christoph F. Lorenz Gabriele Wolff Wolfgang
Hermesmeier und Stefan Schmatz. Der Titel ist auch als ebook erhältlich.