Das Erstlingswerk von David Hume (1711-1776) das hier in der bearbeiteten Übersetzung von
Theodor Lipps neu ediert wird trägt den Titel A Treatise of Human Nature: Being an Attempt to
Introduce the Experimental Method of Reasoning into Moral Subjects die Bücher I und II der
Schrift (Über den Verstand Über die Affekte) wurden 1739 anonym publiziert Buch III (Über
Moral) folgte 1740 ebenfalls anonym. Die großen Erwartungen die der Autor in die
Veröffentlichung der drei Bücher setzte erfüllten sich nicht - sie fielen »als Totgeburt aus
der Presse« (so Hume über die Nichtbeachtung seines Erstlings durch die Zeitgenossen). Heute
gilt das Jugendwerk da es im Kern bereits die ganze Philosophie des kritischen Empirikers
enthält als Humes grundlegendes theoretisches Werk. Humes Wissenschaft von der menschlichen
Natur vollzieht sich in einer doppelten Bewegung: Sie zerstört der Intention nach die
traditionelle Metaphysik und etabliert deren ihr selbst verborgene Wahrheit in einer neuartigen
Geisteswissenschaft oder Anthropologie der »science of man«. In dieser anthropologischen
Restauration der rationalistischen Metaphysik ähnelt die Humesche Philosophie der Anthropologie
in der Renaissance und der beginnenden Neuzeit die sich gegen die Scholastik und deren
Ontologie wendet und ein anthropozentrisches Konzept an ihre Stelle setzt. Die militante
Anthropologie Humes destruiert den Rationalismus und rekonstruiert die von ihren falschen
Prätentionen gereinigte Philosophie in einem neuen Medium. In dieser Negation und Ersetzung
erhebt sie einen universalistischen Erkenntnisanspruch - und nimmt diesen als bloß empirische
Seelenlehre und Phänomenologie zugleich zurück.