Die zweisprachige Studienausgabe bietet den Text der überlieferten Fragmente in der Anordnung
nach der kritischen Edition und Übersetzung von Uvo Hölscher mit einer neuen kommentierenden
Einführung von Alfons Reckermann.Das Lehrgedicht des Parmenides über das Wesen des Seienden
(ca. 515 v. Chr.) begründete die Ontologie - und damit die abendländische Philosophie. Für
diese Wirkungsgeschichte war es entscheidend dass Parmenides nicht nur das in Wahrheit Seiende
vom Nicht-Seienden unterschieden sondern es auch als Eines Unveränderliches in sich
Vollendetes Ganzes und in sich Zusammenhängendes bestimmt hat. So kann Parmenides schon
dadurch ein gegenwärtiges Bewusstsein beeindrucken dass man bei ihm erstmalig die
Unterscheidung begründet findet ohne die auch wir in der Bewältigung unserer Wirklichkeit
nicht auskommen können nämlich diejenige zwischen dem was in Wahrheit ist und dem was in
Wahrheit nicht ist aber dennoch den Anschein erweckt ein Wahres zu sein. Ebenso findet sich
bei ihm ein Verständnis des Seienden das sich nicht darauf beschränkt ein bloßes
Vorhandensein von etwas zu registrieren sondern darin eine Kraft ausgedrückt findet wie sie
von einem Werk der Kunst oder der sinnlichen Präsenz einer Person ausgehen kann. Wir leben alle
von solchen Eindrücken und zugleich von dem irritierenden Wissen dass auch sie täuschen und in
einer zunehmend durchmedialisierten Welt sogar häufig bewusst vorgetäuscht sein können so dass
es nach wie vor wichtig ist Kriterien dafür an der Hand zu haben überzeugend wirkliches Sein
von Nicht-Seiendem unterscheiden zu können. Und vielleicht ist es auch für uns noch so dass
das was für uns ein 'in Wahrheit Seiendes' ist etwas Dauerhaftes darstellt das nicht das
eine Mal ist und dann wieder nicht oder mal diese und dann wieder jene Gestalt annimmt sondern
ein Wirkungskontinuum des Vollkommenen das von seiner »Mitte aus nach allen Seiten gleich sich
schwingt« (Parm. Fr. 9 42ff.).