Plotin ist der intensivste und kraftvollste Denker im Kontext spätantiker Philosophie von
großer unmittelbarer und geschichtlich weitreichender Ausstrahlung. Er kann als ein Paradigma
metaphysischen Denkens gelten welches nicht nur die in sich differenzierte Wirklichkeit im
Ganzen aus einem Ursprung entfaltet sondern Philosophie auch als die bestimmend-bewegende und
»heilende« Lebensform vorstellt. Beginnend in der sinnlichen Erfahrung und im Begreifen der
Phänomene soll sich das Denken seiner selbst bewusst werden. Die denkende Rückkehr der Seele in
den Geist ist dabei die Voraussetzung für ihren Aufstieg zum »Einen« ihrem absoluten Ursprung.
Plotins Schriften waren zunächst nur informelle Aufzeichnungen von Gedankengängen die für
seinen Schülerkreis gedacht waren. Erst an seinem Lebensende übertrug er seinem Schüler
Porphyrios die Aufgabe diese zu ordnen und herauszugeben. Porphyrios gliederte die Schriften
in Neunergruppen (>Enneaden