Es ist weithin bekannt dass Georg Büchner im Frühjahr und Sommer 1834 den Hessischen Landboten
eine der radikalsten Flugschriften des Vormärz verfasste druckte und verteilte. Weniger
bekannt ist dass er zum gleichen Zeitpunkt in einer Vorlesung saß die dem Thema »Naturrecht
und Allgemeine Politik« gewidmet war.Gehalten wurde diese Vorlesung im Sommersemester 1834 von
dem Gießener Professor für Philosophie Joseph Hillebrand der Mitte der 1830er Jahre weit über
Gießen hinaus als idealistischer Philosoph bekannt war. Diese Vorlesung zur politischen
Philosophie die in der Mitschrift durch einen Kommilitonen Büchners überliefert wurde bietet
grundlegende Ausführungen zum Natur- und Staatsrecht und deren anthropologischen
Voraussetzungen aber auch zum Privat- und Strafrecht sowie zu Fragen der politischen Ökonomie
und damit zu den staatlichen Pflichten gegenüber dem die 1830er Jahre prägenden Phänomen des
Pauperismus. In kritischer Anbindung an Kant und insbesondere Hegel stellt die Vorlesung ein
paradigmatisches Modell für eine Philosophie des Politischen im Vormärz dar. Erstmals bietet
sie zudem umfassende Einblicke in das Konzept wissenschaftlicher Politik das Georg Büchner im
Sommersemester 1834 vorgestellt bekam und das ihn weithin prägen sollte. Der Text dokumentiert
also was Büchner hörte bevor er den Hessischen Landboten verfasste.