Erste vollständige deutsche Übersetzung von Scotus' Auseinandersetzung mit dem
Individuationsproblem mit der er der Debatte die sich von der Spätantike über Boethius
Ockham und Leibniz bis zur analytischen Philosophie zieht eine entscheidende neue Richtung
wies.Wie ist es möglich dass ein Seiendes (etwa ein Apfel) Eigenschaften besitzt die es nur
allein und ausschließlich hat und die es damit zu einem Individuum machen (also in diesem Fall:
zu diesem besonderen Apfel) - und gleichzeitig Eigenschaften allgemeiner Art die seine
Zugehörigkeit zu etwas Allgemeinem (der Gattung Apfel) kennzeichnen? Besitzen beide
Eigenschaftstypen dieselbe Realität? Und welchen ontologischen Status hat eigentlich die
Substanz der bestimmte individuelle Eigenschaften zugeordnet werden? Ist diese wiederum etwas
Allgemeines?Der Scholastiker Johannes Duns Scotus setzt sich in den Quaestionen »De principio
individuationis« aus seiner großen Ordinatio mit diesem sogenannten Individuationsproblem
auseinander. Seine sehr differenzierte Argumentation hatte in der Folgezeit großen Einfluss und
liegt hier zum ersten Mal in einer vollständigen deutschen Übersetzung vor. In der
mittelalterlichen Philosophie wird die Individuationsfrage im Zusammenhang mit dem
Universalienproblem diskutiert also der Frage nach der Wirklichkeit der Allgemeinbegriffe.
Scotus hält in dieser Frage in der es auch um die Wirklichkeit des individuellen Menschen geht
an der Existenz von Universalien fest gelangt also nicht wie etwa Ockham zu einem reinen
Nominalismus. Aber er behauptet die formal unabhängige gleichberechtigte Existenz des
Einzeldings (des Menschen) gegenüber seiner Allgemeinnatur (des Menschseins).In seiner
ausführlichen Einleitung zeichnet der Herausgeber Scotus' Argumentation im
philosophiegeschichtlichen Kontext nach und verweist insbesondere auf Parallelen zu neueren
Diskussionen in der analytischen Philosophie.