Die Eingemeindung nach Freiburg 1890 bedeutete für Günterstal eine Zäsur. Große städtische
Modernisierungsprojekte veränderten das Leben der meist mittellosen Bevölkerung nachhaltig: Die
erste Freiburger Straßenbahnlinie verband die Bewohner mit der Stadt Kanalisation
Elektrifizierung und eine geregelte Abfallwirtschaft brachten mehr Komfort. Doch die
Bevölkerung musste sich finanziell daran beteiligen was zur großen Belastung werden konnte.
Die Eröffnung des städtischen Waisenhauses barg sozialen Zündstoff zumal die städtische
Politik zeitgleich die Weichen für die Zukunft stellte in der bevorzugt wohlhabende Bürger in
Günterstal angesiedelt werden sollten. Um 1900 entstanden somit die ersten Landhäuser und
Villen auf den bis dahin landwirtschaftlich genutzten Flächen der gewachsenen Altbevölkerung.
Der Erste Weltkrieg brachte Hunger und Not und den Tod von Soldaten aus Günterstal mit sich
während er andererseits die Bewohner von Ober- und Unterdorf arme und reiche Katholiken
Protestanten und Juden Landwirte Handwerker Händler Arbeiter Gastwirte und Hoteliers
vorübergehend zusammenschweißte. In den Krisenzeiten der Nachkriegsjahre suchte so mancher sein
Heil in der Auswanderung nach Übersee. Die Aufführung des überregional wahrgenommenen
Wallfahrtspiels Das Wunderkreuz 1930 bedeutete nur eine kurze Vergnügung nach den Schrecken des
Krieges und vor der Machtergreifung Hitlers.Zu den schwärzesten Stunden der Stadtteilgeschichte
gehört das Dritte Reich mit der Vertreibung des Hauptlehrers Wilhelm Hugo Mayer aus Günterstal
und der Einschüchterung der Bevölkerung.Der Zweite Weltkrieg war in Günterstal für jeden
spürbar: Einquartierungen der Bau von Luftschutzräumen die Unterbringung von Zwangsarbeitern
und das Verschwinden jüdischer Mitbürger sowie von Menschen die als lebensunwertes Leben
eingestuft wurden eine tägliche Bedrohung durch Bomben und Bespitzelungen führten zu einer
völligen Verunsicherung des Individuums. Hinzu kam der Tod von Angehörigen auf dem Feld: Für
einen Stadtteil ungewöhnlich viele Männer fielen. Andere gerieten in Gefangenschaft oder
blieben bis heute vermisst.