Sigmund Freuds Untersuchung des Moses von Michelangelo sowie seine Sammlung antiker
Kleinskulpturen bieten gemeinsam betrachtet Elemente einer visuellen Psychoanalyse die dem
ikonoklastischen Grundzug dieser Wissenschaft widerspricht. Freud bezog seine Statuetten in die
Behandlungspraxis ein und ließ sich auch selbst von ihnen inspirieren. Seine Sammlung das
zeigt dieser Band ist ein Schlüssel für seine Wissenschaft des Unbewussten. Um ihre Wirkung zu
nutzen musste Freud diese Form der Behandlungspraxis verbergen sie «verhüllen». Wenn man
diese Motive berücksichtigt ist zu erschließen wie stark die Psychoanalyse als ein Ort der
Befreiung von kulturellen Zwängen gedeutet werden kann: Freuds Beschäftigung mit dem Moses und
seine Sammlung waren die Antipoden zum mosaischen Bilderverbot. Auf diese Weise konnte er den
unterkundigen Bildern der Traumata einen Freiheitsraum vermitteln in dem sich diese bewältigen
ließen.