Lange Zeit hat man Reiseberichte vor allem mit Blick auf Alteritätserfahrungen gelesen. Lohnend
ist aber auch der Fokus auf implizite Zukunftsvorstellungen mit dem der Autor den Reisebericht
des Hieronymus Münzer über seine Westeuropareise 1494 95 betrachtet: Aus diesem
kulturgeschichtlich einzigartigen Itinerarium lassen sich die Perspektiven einer Zeitenwende
vielfältig erschließen. So wird die Frage inwieweit Reiseberichte vorhandene Wissensbestände
erweiterten hier auch mit Blick auf praktisches Handlungswissen gestellt. Der Autor
interessiert sich außerdem für die Verknüpfungen: Wissenschaftliche und bildungsbestimmte
Anliegen kaufmännische diplomatische religiöse und repräsentative Aspekte zeigen wie
vielfältig die Motivationen des Arztes und Humanisten Münzer schon beim Aufbruch gewesen sein
mögen. Zudem wird deutlich welch vielfältige Netzwerke Münzer während der Reise aufbaute und
nutzte um neue Perspektiven zu entwickeln.