Es ist die 21 Jahre junge Gräfin zu Stolberg-Stolberg der sich der 25 Jahre alte Johann
Wolfgang Goethe in Briefen anvertraut und mit der er heftig flirtet. Goethe hat mit seinem
Briefroman Die Leiden des jungen Werther gerade einen literarischen Erfolg erzielt der die
ganze jüngere Generation aufrüttelt: Da rechtfertigt einer den Freitod aus unerfüllter Liebe.
Das war 1774 eine geistige Revolution.Und dieser Dichter der im Begriff ist von Frankfurt am
Main an den Fürstenhof in Weimar zu wechseln schreibt der ihm unbekannten Schwester seiner
Freunde Christian und Friedrich Leopold zu Stolberg betörende Briefe ins Kloster Uetersen wo
die Adelige von ihrer Familie eingekauft worden ist: bis zu einer eventuellen
Verheiratung.Meine Teure - Ich will Ihnen keinen Namen geben denn was sind die Namen Freundin
Schwester Geliebte Braut Gattin ... Später nennt er sie bei ihrem Kosenamen Gustchen was in
der Frankfurter Mundart zu Gustgen wird. 1776 im Februar heißt es: Könntest du mein Schweigen
verstehen! Liebstes Gustgen! - Ich kann ich kann nichts sagen! Ein Jahr später im 15. Brief
schließt Goethe: Grüße die Brüder und behalt mich lieb.Nach dem 18. Brief Goethes 1782 bricht
der Kontakt für 40 Jahre ab. Gustchen heiratet und wird eine Gräfin Bernstorff. 1822 schreibt
sie als ältere Dame noch einmal dem alten Goethe nach Weimar was ihr das Leben gebracht und
wie bedeutsam ihr der frühe Kontakt gewesen ist. Und Goethe schreibt 1823 einen langen Brief
zurück der mit den Worten endet: Gedenken Sie mein in beruhigter Treue.Goethes Flirt mit
Gustgen hat sich zu einer schönen Jugenderinnerung gerundet. Begegnet sind die beiden sich
nie.Elsa Plath die Herausgeberin stellt die Briefe in den familien- und
biographiegeschichtlichen Rahmen und Frank Trende stellt sie in die Goethezeit für
Schleswig-Holstein das goldene Zeitalter im dänischen Gesamtstaat in dessen Diensten die
Brüder zu Stolberg und die Bernstorffs standen.