In Apothecken werden bisweilen die braune[n] Biere als ein Menstruum statt Wassers gebraucht
um Infusa & Decocta damit zu machen. Diese Aussage des Berliner Hofapothekers Caspar Neumann
(1683-1737) lässt aufhorchen erwähnt er hier doch Bier als ein Mittel zur Herstellung von
Arzneimitteln. Aus heutiger Sicht erscheint dies fragwürdig da wir um die schädigende Wirkung
des Alkohols wissen. Aber wie war dies früher? Und welche Rolle spielte das Bier im Leben der
Apotheker der Arzneimittelhersteller? Diese Frage führte zum spannenden Ansatz wie die
Braugeschichte aus Sicht einer spezifischen Berufsgruppe - in diesem Fall der Apotheker -
untersucht werden kann. Dazu wurden zahlreiche Primär- und Sekundärquellen wie pharmazeutische
Fachzeitschriften Tageszeitungen Lehr- Hand- und Arzneibücher Pharmakopöen Matrikeln und
Laborberichte ausgewertet. Die vorliegende Studie zeigt dass das Bier den Apothekern auf
verschiedenste Weise in ihrem Alltag begegnete: Bier diente zur Herstellung oder zur Einnahme
von Arzneimitteln es war oft Aufgabe der Apotheker die Zusammensetzung des Bieres und das
Vorhandensein unerlaubter Zusätze zu bestimmen einige Apotheker wechselten ihren Beruf und
gründeten Brauereien oder sogar Braulehrschulen. Die Bearbeitung der Frage welche Bedeutung
das Bier für die Apotheker hatte lieferte einige neue Erkenntnisse die Wissenslücken zur
Brau- und Pharmaziegeschichte schließen und Impulse für weitere Untersuchungen geben. Aus dem
Inhalt: Medizinische Verwendung von Bier - Medizinalbiere - Herstellung der Medizinalbiere -
Bier in Pharmakopöen Arznei- Lehr- Hand- und Rezeptierbüchern - Bier in der Alchemie - Bier
in pharmazeutischen Fachzeitschriften - Gesundheitsbiere - Condensed Beer - Biere die
Geheimmittel waren - Zusatzstoffe wie Pikrinsäure Pikrotoxin Tollkirsche Arsen Salicylsäure
Süßstoffe oder Faulbaumrinde im Bier - Analytik des Bieres - Pharmazeuten die für die
Entwickung der Brauwissenschaften Bedeutendes leisteten wie Carl Lintner (1828-1900) Max von
Pettenkofer (1818-1901) Cajetan Georg Kaiser (1803-1871) Sigismund Friedrich Hermbstaedt
(1760-1833) Ludwig Andreas Buchner (1813-1897) Georg Dragendorff (1836-1898) Oscar Dietzsch
(1825-1890) Robert Stierlin-Hauser (1844-1913) oder Albert Doemens (1866-1940).