Die Rechtswelt befindet sich insgesamt in selbstverschuldeter Unmüdigkeit. Das war die Diagnose
Rudolf Wiethölters 1968. Sie spiegelte ein Unbehagen am Recht: Welche Hilfe konnte die
politische Gesellschaft dieser Zeit die mit Demokratie ernst machen wollte von einem Recht
erwarten das im Obrigkeitsstaat des 19. Jahrhunderts geprägt worden war? Mit dem Ideal des
Juristen als solchen war kein Anschluss des Rechts an die Gegenwart und ihre Erfassung durch
andere Wissenschaft möglich. Es war Aufklärung des Rechts notwendig: der Gesellschaft über ihr
Recht und des Rechts über sich selbst.Und heute? Hat der demokratische Rechts- und Sozialstaat
des Grundgesetzes sein Recht gefunden? Welcher Zugang lässt sich zum Politischen im Recht
finden? Wie steht es um das Projekt einer kritischen Rechtswissenschaft? Aus Anlass des 90.
Geburtstages von Rudolf Wiethölter entzieht sich die Würdigung seiner Konzepte der
Behaglichkeit üblicher Festschriften indem die hier versammelten Beiträge konsequent seinen
Schlüsseltexten folgen und diese unter heutigen Bedingungen neu lesen. Deutlich wird dabei
dass die Aufklärung des Rechts eine Rekonstruktion seiner Verheißungen und Enttäuschungen
verlangt. Erst dann versteht das Recht warum die Rechtsbrüche durch die Wirklichkeit zu
Kräften seiner eigenen Weiterentwicklung werden können.