Kathrin Röggla zählt zu den wichtigsten Stimmen der Gegenwartsliteratur. Sie bewegt sich in
ihrer künstlerischen Erforschung der Gegenwart zwischen Prosa Essay Theater und Hörspiel. Mit
Witz und Ironie reflektiert sie die globale Ökonomisierung unserer Lebensverhältnisse und
unsere Sozialfiktionen: Ein gespenstischer Realismus gewinnt Kontur. Rögglas Texte geben
zahlreiche Impulse für die Befragung der in Bewegung geratenen Relation von Literatur und
Realität. Röggla interessiert welche Möglichkeiten die Literatur im 'postfaktischen' Zeitalter
hat wenn sie nicht in die Fallen eines Realismus zwischen wirklichkeitshunger und
gerüchteküche geraten will. Dokumentation Recherche und künstlerisches Schreiben sind dabei
nicht auseinander zu dividieren sondern Teile eines dialogischen Prozesses literarischer
Zeitgenossenschaft. Der Band ermöglicht vielfältige Einblicke in das Werk der österreichischen
Schriftstellerin die das Projekt 'Aufklärung' auf ebenso politische wie artifizielle Weise
fortschreibt. Er enthält einen Ausschnitt aus Rögglas Roman über den NSU-Prozess aktuelle
Essays zu Feminismus und Corona und darüber was Literatur in diesen Zeiten leisten kann. Die
wissenschaftlichen Beiträge untersuchen ihre ästhetischen und sprachlichen Praktiken
beschäftigen sich mit ihrer Kritik am Rechtspopulismus ebenso wie mit ihren dystopischen
Gesellschaftsentwürfen analysieren die unheimlichen Nicht-Orte in ihrer Prosa und ihr
poetisches Konzept der Gespensterbannung.Die versammelten Texte von und zu Kathrin Röggla
verweisen auf ihr leidenschaftliches Plädoyer für die Zukunft als literarische Ressource. Die
Autorin weiß: Literatur als Kunst des Unvorhersagbaren kann natürlich nicht für Stabilität
sorgen. Sie macht das Nichtwissen sichtbar das Nichtzeigen. [...] Nur solange Fragen offen
bleiben können wir noch miteinander reden.