In Kaspar Hauser (1812-1833) ereignet sich ein maßgeblicher Kristallisationspunkt neuerer
Menschheitsgeschichte. Während einer Zeit enormer gesellschaftlicher und innermenschlicher
Umbrüche erscheint zu Pfingsten 1828 in Nürnberg wie aus dem Nichts ein Wesen das bis aufs
Tiefste die Frage nach des Menschen wahrer Identität stellt. Das Wer bin ich wie auch die
Mysterien von Geburt und Tod zeigen sich an ihm in eindringlicher Beispielhaftigkeit auf. Ja
selbst die in Frage gestellte Identität des Menschen ist an ihm erschreckend deutlich
abzulesen.Seit der Aussetzung des Kindes von Europa war das literarische Wort ein gern
gegangener Weg sich dem sprachlos machenden Ereignis künstlerisch zu nähern. In dem
vorliegenden Werk finden sich unterschiedliche Genres wie Lyrik Drama und Erzählung zusammen
die über einen Zeitraum von zwölf Jahren entstanden sind. Sie sind Spiegel der bereits dreißig
Jahre währenden Arbeit Eckart Böhmers zu Kaspar Hauser und bilden gemeinsam mit seiner
Intendanz der von ihm ins Leben gerufenen Kaspar-Hauser-Festspiele die sich als Soziale Kunst
verstehen und seiner intensiven Vortragstätigkeit die im frei gesprochenen Wort gründet
einen lebendigen Dreiklang.