Gegenstände für uns Verbraucher scheinbar ohne Funktion existieren ohne Wenn und Aber ob es
uns passt oder nicht. Sie fragen auch nicht ob sie unnützlich sind ob wir sie dringend
brauchen oder mit ihnen lediglich angeben wollen. Hochmütig übersehen wir sie meist oder wir
nehmen sie absichtlich nicht wahr und stellen die Frage: Wozu gibt es alle diese Dinge Sachen
Gegenstände oder Objekte wie immer man sie nennen mag wenn sie uns nicht dienlich sind? Wir
glauben zu wissen was richtig ist worauf es ankommt und worauf man verzichten darf. Was es
auf der Welt sonst noch gibt uns jedoch kaum oder nicht dienlich ist lehnen wir ab. Wir
werfen es weg oder wir zerstören es und wenn es anders nicht geht dann verspotten wir es und
machen es lächerlich. Und wenn Sie mich fragen warum ich funktionsfreie Objekte zeichne dann
muss ich gestehen ich weiß es nicht. »Alles was auf der Welt ist ist zu etwas gut« sagt der
Seiltänzer il Matto zu Gelsomina in La strada (1954) einem frühen Film von Federico Fellini.
(Florentina Pakosta Wozu sind sie gut?) Während eines Bombenangriffs im Zweiten Weltkrieg
sitzt ein Mädchen im Luftschutzkeller und versucht seine Angst vor dem allgegenwärtigen Tod zu
beherrschen. Alle im Bunker - bis auf eine betende Frau - halten sich an die Vorschrift »Härte
Tapferkeit und Gehorsam« verhalten sich still und diszipliniert »als wären sie schon tot«. Der
Körper des Kindes lässt sich aber nicht kontrollieren weigert sich zu gehorchen schaudert
zittert zuckt. Die Nerven widersetzen sich gesellschaftlichen Normen fordern auf zu fliehen
das eigene Leben zu retten. Das Mädchen überlebt in einem Spalt zwischen den Trümmern während
das Wimmern anderer Verschütteter langsam verstummt. Die Erfahrungen des Krieges die
Florentina Pakosta immer wieder in ihren Texten schildert bestimmen bis heute ihr
künstlerisches Schaffen: Welchen Zwängen und Bedrohungen ist die Existenz des Einzelnen
unterworfen? Der Körper fordert sein Recht ist Motor der Befreiung aber lässt sich
gleichzeitig dressieren marschiert im Gleichschritt oder versteinert zur Maske er ist
animalisch und gewalttätig und hat dennoch Sehnsucht nach Gemeinschaft. Pakosta untersucht in
ihren Texten Konventionen und Vorstellungen (von Körper Gefühl Ich Frau Mann Ding Tier
usw.) und stellt sie in ihrer Widersprüchlichkeit dar. Nichts ist bei ihr einfach alles birgt
das Gegenteil in sich und die Gegensätze spalten sich wiederum auf um nicht in
Schwarzweißmalerei zu verfallen. In ihrer Zwei- und Mehrschneidigkeit liegt auch die Tragik der
Liebe. Sie soll in Beziehungen funktionieren in denen realitätsfern und idealisiert keine
Schwankungen des Gefühls keine Fehler vorgesehen sind Minderwertigkeitsgefühle lassen keine
Abweichung vom monotonen »Ich liebe dich« zu was in Hass umschlägt. [...] (Auszug aus: Axel
Ruoff Florentina Pakosta - Fratzen der Abstraktion) Auf den ersten Blick sind es Werke der
geometrischen Abstraktion. Der Titel der Bilder auf Papier und Leinwand »Gegenstände ohne
Funktion« deutet jedoch auf eine illusionistische Darstellung von Gegenständen. Warum der
Schein trügt sollen folgende Zeilen erörtern. In einer erstaunlichen Variationsbreite und in
kontrastierenden Tönen die mitunter komplementär den Charakter von Signalfarben annehmen
entwickelt Florentina Pakosta diese Serie wie ein imaginäres Alphabet. Jedoch läuft diese
Zeichensprache von balkenförmigen objekthaften Winkeln ins Leere. Es scheint dass der Wille
zur Kommunikation in einem permanenten Frustrationsprozess eklatant scheitert. Dennoch liegt in
dieser Unfähigkeit zur Mitteilung die einer Sprachlosigkeit gleicht die eigentliche Bedeutung
dieser alogischen Gegenstandswelt. [...] (Auszug aus: Cornelia Cabuk Florentina Pakosta -
Gegenstände ohne Funktion)