Mit dem Wort Aufklärung verbinden sich wesentliche Aspekte der gesellschaftlichen Entwicklung
und Veränderung die in der neueren Geschichte Europas ihren Ursprung hatten und die inzwischen
globale Wirksamkeit entfalten. Der Kerngehalt dieses Wortes gelangt in der Vorstellung einer
vernunftgeleiteten Nutzung der Möglichkeiten des menschlichen Selbstentwurfs zum Ausdruck
wobei Begriffe wie Freiheit Gleichheit und Brüderlichkeit aber auch Demokratie zentrale
Leitplanken darstellen. Diese Leitplanken sind allerdings variabel und mehrdeutig. Sie vermögen
sich in vielfältige Richtungen zu entfalten die sich als einander ausschließende Entwicklungen
begegnen und durchkreuzen können. Die Dynamik des aufklärungsgeleiteten Denkens und Handelns
verläuft somit keineswegs linear sondern weist vielfältige Bewegungsfiguren auf die sich
ebenso durch kühne Ausgriffe wie auch durch Zusammenstöße Widersprüche und Überschneidungen
kennzeichnen. Zwar lässt sich in diesen Bewegungsvarianten teils eine verborgene Gesetzlichkeit
erkennen deren Entzifferung u.a. zur Entstehung dialektischer Deutungssysteme beigetragen hat.
In vielen Fällen kommt in ihnen jedoch eine unbeherrschbare Überschussenergie zum Vorschein
die ihre Kräfte aus einer zunehmenden Entfesselung des Menschen aus vormaligen Ordnungen und
Einhegungen bezieht wobei sich chaotische Wirbel entwickeln können die im Grenzfall
katastrophische oder auch karnevaleske Züge annehmen. Es sind diese eruptiven Ausbrüche die im
vorliegenden Text als Kapriolen der Aufklärung bezeichnet und behandelt werden.