Ali Fathis fesselnder autobiografischer Roman umfasst einen weiten historischen Rahmen und
setzt sich mit den lebenslangen oft destabilisierenden Folgen für Betroffene von
Gewaltherrschaft und kolonialen Bedingungen auseinander. Der Gomnam genannte Erzähler offenbart
und reflektiert zuvor teilweise verdrängte unbewältigte authentische Erinnerungen
Erfahrungen und Gedanken eines Menschen der im Iran verschiedene Namen trug. Das Pseudonym
Gomnam steht dabei stellvertretend auch für die Bedeutung der vielen ähnlichen unsichtbaren
nicht erzählten verlorengegangenen Erlebnisse und Schicksale seiner Generation. Zu Beginn der
Erzählung erwacht Gomnam inzwischen im schon reifen Alter aus einer Narkose in seinem
Aufnahmeland Deutschland. Zunächst noch verwirrt reflektiert und analysiert er seine
Erfahrungen mit Leben und Tod der wie andere Tabuthemen eine zentrale Rolle für ihn spielt
geprägt durch gesellschaftliche Zwänge eigene Erfahrungen mit Gewalt Unterdrückung
Entrechtung Verfolgung Inhaftierung und Folter begleitet vom Zweifel an religiösen
Vorstellungen von Paradies Hölle und Fegefeuer. Der Text wechselt von Kindheitserinnerungen
dem familiären Umfeld über das Leben als Schüler und Student zum untergetauchten jungen
Erwachsenen im Iran weiter zu den Gefahren der überlebensnotwendigen Flucht und resultierend
den Herausforderungen eines jahrzehntelangen Lebens im Exil. Wo sich die Erinnerungen des
Protagonisten den fragmentarischen Exkursen politischer Zustände widmen zeichnen seine inneren
Monologe bildhaft ein trauriges Gemälde der jüngeren historischen Entwicklung des Iran welches
die Leser*innen einlädt sich der Geschichte dieses Landes weiter zu nähern und sich ein
eigenes Bild zu schaffen. Arni Mehnert: Kuratoriumsmitglied der Internationalen Liga für
Menschenrechte e.V.