Das opulente Welttheater des Athanasius Kircher: Die Oper Theatre of the World von Louis
Andriessen Er war einer der letzten großen Universalgelehrten. Er erforschte Pflanzen und
mathematische Probleme ebenso wie physikalische Phänomene oder Hieroglyphen. Im Auftrag des
Vatikan unterwegs stellte der legendäre Jesuit Athanasius Kircher (1602-1680) sein Forschen
unter ein großes Motto: In uno omnia (In einem alles). Jetzt wurde die große Gestalt der
Geistesgeschichte Hauptfigur eines gewaltigen Bühnenwerkes des niederländischen Komponisten
Louis Andriessen: Die Oper Theatre of the World erscheint nun als Doppelalbum. Andriessens
Welttheater nach einem Libretto des deutschen Schriftstellers Helmut Krausser erlebte 2016 in
Los Angeles seine Uraufführung und noch im selben Jahr in Amsterdam seine europäische
Erstaufführung. Es stellt den Gelehrten Kircher als eine Art Faust-Figur in ein fantastisches
musikalisches Wim-melbild das der Komponist ganz bewusst in der Art der Bilder seines
berühmten Landsmannes Hieronymus Bosch angelegt hat. Dieses Gedrängte Surreale lässt sich am
besten im Begriff der Groteske zusammenfassen so Andriessen. Der Eindruck entsteht durch die
vielen Querverweise aus verschiedensten Bereichen der Musikgeschichte die Andriessen als
Rohmaterial nutzt – als riesiges fantastisches Gewebe über die Welt der frühen Neuzeit. Letzte
Dinge haben den heute 78-jährigen Andriessen schon in seiner Oper La Commedia (nach Dante)
beschäftigt die vor drei Jahren als Nonesuch-Produktion erschien.