Dieses 1975 erschienene Album zeigte deutlich auf das Joni Mitchell auf der Suche nach neuen
musikalischen Horizonten und Klängen war. Eingeklemmt zwischen ihrem kommerziell größten Erfolg
Court and Spark und dem Meisterwerk Hejira ging The Hissing Of Summer Lawns damals wie heute
ein wenig unter. Zu Unrecht enthält das Album doch einige ihrer besten Songs überhaupt. Die
sehr gefällige (und manchmal als zu glatt und amerikanisch kritisierte) Produktion erinnert
stark an Court and Spark. Mit E-Gitarren E-Pianos und Background-Vocals im Rücken ergibt sich
ein sehr kompakter und fast poppiger Sound der in einem spannenden Kontrast zu den gewohnt
komplexen Songstrukturen und den differenzierten Texten steht. Der Opener führt geradlinig
relaxed in das Album ein. Edith And The Kingpin ist ein klassischer Mitchell im weichen
Easy-Listening Sound mit wunderschönen Bläser- und Chorpartien. Dont Interrupt The Sorrow
stellt das exquisite Gitarrenspiel in den Mittelpunkt und nimmt mit der spröden Melodie und der
vibrierenden Instrumentierung die Stimmung von Hejira vorweg. Shades Of Scarlet Conquering ist
sicher einer der schönsten J. Mitchell Songs überhaupt. Geschmeidig und exquisit mit Streichern
unterlegt leuchtet der Text intensiv in das Innenleben einer Frau. Der Titelsong ist ungewohnt
groovy und elegant aber mit einem Text der unter die Haut geht.Boho Dance komplex in der
Struktur und beißend offen im Text kleidet sich in ein wunderschönes Bläser-Riff. Harrys House
gönnt sich einen charmanten Ausflug in den Jazz-Standard Centerpiece. Im Kontext mit dem
Gesamtwerk stellt dieses Album insofern einen Break dar als es sich endgültig von der
hippiesken und zum Teil aufgekratzten und versponnenen Stimmung der früheren Alben
verabschiedet. Der Ton ist ruhiger verklärter entspannter und erwachsener. Dies spiegelt sich
auch im tieferen Timbre der Sängerin wieder. Jetzt wieder auf Vinyl zu haben.