Schön so bezeichnet DEFTONES-Sänger und Gitarrist Chino Moreno das neue DEFTONES-Album Diamond
Eyes im Gespräch. Wir haben keine Probleme damit schön zu sein. Schön ist ein Begriff den
kaum eine normale Rockband mit harten Riffs benutzen würde aber letztlich sind die DEFTONES ja
auch keine ‚normale’ Hardrock-Band. Es gibt so viele Emotionen die Musik dir eröffnen kann
und wenn du sie alle zulässt ist es einfach überwältigend so Moreno. Es ist wie mit dem
Gefühl der Traurigkeit - es kann schmerzhaft sein und dich quälen es kann dich öffnen und es
kann sogar schön und lieblich sein. Wir schaffen eine Verbindung mit unterschiedlichen
Emotionen denn wir hören auf alles was draußen passiert das kann total stumpfe Musik sein
oder etwas von Brian Eno. Und wenn wir dann selbst spielen gibt es keine bewussten
Entscheidungen sondern die Emotionen bauen sich auf und führen uns in unterschiedlichste
Bereiche. Ich denke das ist das was Musik auch tun sollte. Das Gewirr von Stephen Carpenters
neblig-wogender Gitarrenarbeit und Morenos zwingendem und verschlossenem Gesang bilden die
Grundlage für die bittersüße Dynamik aller DEFTONES-Alben und Diamond Eyes macht da keine
Ausnahme. Die Reibung treibt die Musik genau so an wie die Bandmitglieder obwohl es das Leben
für die Jugendfreunde Carpenter und Moreno nicht gerade einfacher macht. Was hält uns am
Laufen? so fragt Carpenter und vermutet: Naja Chino würde wahrscheinlich genau das Gegenteil
von dem antworten was ich dazu sage. So ist es mit uns: Wir widersprechen einander andauernd
aber das ist auch das was unsere Musik ausmacht was sie intensiv und anders sein lässt. Es
gibt allerdings noch einen weiteren Fakt der Diamond Eyes zu etwas Besonderem im
DEFTONES-Kanon macht: Die Band nahm das Album auf nachdem ihr bester Freund und Bassmann Chi
Cheng bei einem Autounfall im November eine schwere Gehirnverletzung davontrug. Nach Chis
Unfall wäre nichts leichter gewesen als ein trauriges Album zu machen erklärt Moreno. Es war
als hing eine Wolke über uns also setzten wir uns zum Ziel etwas Aufmunterndes zu machen. Ich
glaube das ist der Grund dafür dass sich eine Menge Fantasy-Stoff auf dem Album findet. Ich
habe versucht Alltagsproblematiken aus den Themen der Songs herauszuhalten und alles ein
bißchen abstrakter zu gestalten etwas künstlerischer. Es klingt vielleicht merkwürdig aber
dies ist wirklich ein optimistisches Album. Und ein verhältnismäßig spontanes dazu. Diamond
Eyes entstand innerhalb von sechs Monaten mit der Hilfe des ehemaligen Quicksand-Bassers Sergio
Vega und des Producers Nick Raskulinecz (Foo Fighters Alice In Chains Rush).
Bemerkenswerterweise hatten DEFTONES gerade ein komplettes Album mit dem Titel Eros eingespielt
das sie letztendlich in der Schublade verschwinden ließen. Um ehrlich zu sein ich wusste dass
da noch etwas besseres kommen würde bestätigt Chino. Völlig neu anzufangen ist für einen Band
die sich für jedes Album sehr viel Zeit nimmt durchaus eine mutige Entscheidung gewesen.
Drummer Abe stand dieser Entscheidung zunächst skeptisch gegenüber vor allem weil es in der
Vergangenheit stets enorm schwierig war ein Album aufzunehmen: Jedes der vorherigen Alben war
als würde man einen Zahn gezogen bekommen oder noch schlimmer: Als würde man ohne Narkose
operiert werden sinniert er. Aber diesmal haben wir uns einfach gesagt: Fuck it wir sind
immer noch beste Freunde alle von uns. Und wir können das immer noch tun. Also munterten wir
uns auf wurden kreativ und schossen aus allen Rohren. Heute stehen DEFTONES dichter
beieinander als je zuvor aber das ist nicht immer so gewesen. Die ersten ernsten Spannungen
entwickelten sich nach ihrem Durchbruchs-Album White Pony (2000). Es war ihr erstes Billboard
#1-Album und wurde mit Platin und einem Grammy ausgezeichnet. Dem Erfolg schloss sich ein
nahezu mörderisches Tourschedule an das die Band sieben Tage die Woche 24 Stunden lang auf die
Straße schickte - und schließlich in einen Burn-Out. Carpenters und Morenos Dispute über den
Weg den die Musik nehmen sollte eskalierte bis zu dem Punkt an dem beide nicht mehr
miteinander sprachen. Noch heute erzählt Cunningham wie der Nachfolger Deftones (2003) bei
jedem Bandmitglied einen anderen Spitznamen bekam: Steph nannte es The Downward Spiral. Bei mir
hieß es Dark Days. Die Konflikte stießen die Band in eine Hölle aber es gab der Musikpresse
natürlich jede Menge Anlass für diverse Artikel über die Zeit zwischen den Alben. Viel von dem
wurde ziemlich übertrieben aber wir hatten definitiv eine harte Zeit bestätigt Keyboarder
Frank Delgado der Mitte der 90er ursprünglich als Turntablist in die Band kam. Eine der besten
Eigenschaften der Band ist aber dass wir nicht aufgeben. So dysfunktional es manchmal aussieht
wir bringen es immer wieder zum Laufen. Ich habe keinen blassen Schimmer wie die Presse uns
zurzeit einschätzt aber das gefällt mir auch. Es sollte immer ein bißchen Mythos im Spiel
sein. L