Die Flöte ist zwar ein Instrument auf dem man größte technische Virtuosität zelebrieren kann
aber ihr wahres Geheimnis liegt woanders. Emmanuel Pahud einer der weltbesten Flötisten
unserer Zeit hat das nach vielen Jahrzehnten intensiver Beschäftigung mit dem Repertoire
gelernt: „Heute schätze ich vor allem die spirituelle Seite des Instruments und mir ist klar
geworden dass das in großem Umfang auch für die Komponisten gilt die für die Flöte
geschrieben haben.“ Der Klang als beseelter Lufthauch der in die Welt der Träume in die Welt
des inneren Irrealen entführt: Pahud hat ihn in Werken verschiedenster Epochen entdeckt die er
nun in seinem Album Dreamtime vereint. Es ist schon wegen seiner stilistischen Vielfalt eines
der außergewöhnlichsten Klassik-Alben überhaupt: Avantgardisten wie Krzysztof Penderecki oder
Toru Takemitsu treffen auf Romantiker wie Carl Reinecke und Ferruccio Busoni und dazwischen
sozusagen in der dramaturgischen Mitte steht Mozart mit seinem kantablen Andante für Flöte und
Orchester. Gemeinsam ist allen Stücken eine einmalige Qualität des Beschwörenden und des
Irrealen – auch verbunden mit Naturerfahrungen: Krzysztof Penderecki schuf sein Konzert für
Flöte und Kammerorchester im Dezember 1992 unter dem Eindruck der damals stattfindenden
Mondfinsternis. Toru Takemitsus I Hear the Water Dreaming wurde von der Bewegung des Wassers
inspiriert und basiert auf Weltschöpfungsmythen der austra-lischen Aborigines. Das Album
Dreamtime ist das Ergebnis der engen Zusammenarbeit Pahuds mit dem Münchner Kammerorchester
dessen Artist in Residence der Solist derzeit ist. Der Dirigent Ivan Repušić besitzt große
Erfahrung mit dem Opernrepertoire – und ist daher prädestiniert mit einem Solisten zu arbeiten
dessen Atem ebenfalls weite Räume zur Entfaltung der Musik benötigt.