Wenn große Instrumentalsolisten konzertante Alben planen dann kann man sicher sein: Auch die
letzte Minute des CD-Programms ist der Präsentation der eigenen Virtuosität gewidmet. Das
Konzept „Solo-Konzert“ füllt die ganze Silberscheibe. Anders bei der Geigerin Vilde Frang. Sie
hat bei ihren Werkzusammenstellungen immer wieder für Überraschungen gesorgt hat scheinbar
Bekanntes in innovative erhellende Zusammenhänge gestellt. Mit diesem Album sprengt sie sogar
die Gattungsgrenzen und vereint Bartóks 1. Violinkonzert mit einem der herausragendsten
Kammermusikwerke des gerade angebrochenen 20. Jahrhunderts: Dem Streicheroktett op. 7 des
Rumänen George Enescu. Bartók – aufgenommen mit dem Orchestre Radio de France –
vervollständigt Vilde Frangs fantastische Konzertdiskografie mit Perlen wie den Konzerten von
Britten Korngold Nielsen und Tschaikowsky. Die Oktettaufnahme hingegen feiert die
Wiedergeburt eines zu Unrecht ver-nachlässigten Geniestreichs. Sowohl Bartók als auch Enescu
kamen im Jahr 1881 zur Welt. Beide traten – der Tradition der Spätromantik verschrieben – nach
ersten Erfolgen an die Musik des neuen Jahrhunderts auf ihre Weise zu gestalten. Beide endeten
nach der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs im Exil – Bartók in den USA Enescu in Paris. Der
Erfolg von Bartóks 1. Violinkonzert scheiterte an dessen Ablehnung durch die Widmungsträgerin
(Bartóks Jugendliebe Stefi Geyer) sodass das vollständige Werk – ein von Liebe durchglühtes
Doppelporträt von Komponist und seiner Angebeteten – erst dreizehn Jahre nach Bartóks Tod zur
Uraufführung kam. Mit dem ungestümen Oktett gelang es Enescu einen Bogen von den Traditionen
Schuberts und Mendelssohns bis hin zu Debussy zu schlagen.