Apache 207 ist ein Star. Nicht dass irgendjemand daran zweifeln würde. Aber man muss das zu
Beginn noch einmal so deutlich sagen weil es das in diesem Ausmaß hierzulande einfach noch
nicht gegeben hat. Wer sonst verkauft eine komplette Arena- Tour in vier Minuten aus? Wer sonst
kann von sich behaupten dass seine Songs im letzten Jahr mehr als 700 Millionen Mal gestreamt
worden sind? Wer sonst geht mit einer ausschließlich digital veröffentlichten EP mal eben Gold?
Wer sonst holt Edelmetall mit jeder neuen Single und hat mit Roller nicht nur
Doppelplatinstatus in Deutschland Österreich und der Schweiz erlangt sondern auch den
meistgestreamte Song des letzten Jahres in der Discographie? Keiner ist wie Apache 207 der
Gangster der ab und an sein Tanzbein schwingt. Dieser Zwei-Meter-Hüne mit White-Tee im
Hosenbund und wehender Mähne. Irgendwie Rapper irgendwie Rockstar der in Second Hand und mit
Lennon-Brille die 90er zurückbringt und trotzdem nicht von Gestern ist. Der 22-jährige hat den
Look aber auch die Aura. Er hat die Hits aber auch die Songs. Er hat die Vision aber auch
die Zurückhaltung. Er hat die Selbstironie aber auch das Selbstverständnis nicht sich
sondern seine Musik für sich sprechen zu lassen. Frag die Jungs in den tiefergelegten
Oberklasse-Limousinen frag die Kunsthochschulabsolventen frag die Kids am Block in den Nikes:
Apache bleibt gleich und genau deshalb doch anders als der Rest. Und das fängt schon bei der
Stimme an: Markant fast schon theatralisch in Intonation und Dynamik mit einer Melodieführung
fernab tagesaktueller Trends. Mit der Musik geht es weiter: Rap und R n B Pop und Disco
Zeitgeist und Retro. Mag sein dass sich von all dem Einflüsse in den Songs finden. Aber wer
nur versucht in seiner Kunst etwas zu sein das schon existiert der wird irgendwann immer an
Grenzen stoßen. Grenzen die Apache 207 von Anfang an konsequent durchbrochen hat. Kein
krampfhafter Gegenentwurf sondern einfach Gefühle denen es zu folgen gilt - außerhalb jedes
Wettbewerbs und fernab jeglicher Konkurrenz. Auch auf seinem Debütalbum. Schon der Titel macht
deutlich wohin es geht. Von der Platte ins Treppenhaus . Eine Etage höher einerseits. Näher
ran andererseits. Das letzte Jahr ist nicht spurlos an dem jungen Mann aus Ludwigshafen
vorbeigegangen. Klar da sind der nagelneue SL die unmoralischen Angebote in den DMs die
Millionen auf dem Konto seiner Mutter. Aber eben auch der Druck die Stimmen im Rücken die
leeren Kippenpackungen und Alkflaschen. Nichts ist mehr so wie es war. Aber bei all der
Melancholie verkommt Treppenhaus dennoch an keiner Stelle zur sentimentalen Innenschau. Ich
tipp nur das ins iPhone ein was ich erleb singt Apache 207 im Song Fame . Hier schreibt
einer nicht um etwas darzustellen sondern um zu verarbeiten. Schreibt komponiert und singt
mit allem was er hat um die Gedanken und Gefühle zu sortieren. Damit man fühlt was er fühlt.
Eigen in seiner Herangehensweise und eindeutig in seinem Bekenntnis ohne Kompromisse und mit
einer klaren künstlerischen Vision hat Apache 207 die Zeichen der Zeit nicht einfach nur für
sich genutzt sondern zu seinen Gunsten umgedeutet und sich mit seinem einzigartigen Entwurf
deutschsprachiger Musik auf beispiellose Weise über alle anderen erhoben. Genre: Apache 207.
Treppenhaus ist der beste Beweis dafür.