Die Pandemie machte die Vorgaben. Die Band stand im Lockdown. „Do it yourself“ - das scheint
sich daraufhin Peter Maffay gesagt zu haben als er sich entschied unter Corona-Bedingungen
Musik zu schreiben und zu produzieren. „Auch wenn der Lockdown und ich bestimmt keine Freunde
werden so haben diese Umstände mir doch erlaubt einen alten Traum zu verwirklichen“ so Peter
Maffay. Niemals zuvor komponierte er alle Songs eines Albums selbst nie spielte er die Titel
mit nur einem weiteren Musiker ein nämlich mit dem niederländischen Multiinstrumentalisten J.B
Meiers. Sämtliche Texte stammen von Johannes Oerding und dessen Kreativ-Partner Benni Dernhoff.
Bei zwei Texten wirkte zusätzlich Peter Maffays Lebensgefährtin mit. Die gemeinsame Arbeit
darf man sich wie eine Art Boys-Camp vorstellen. Während die einen im Studio 2 in Tutzing an
den Arrangements feilten suchten die anderen im Nebenraum nach den richtigen Worten. „Oft
reichte Johannes ein Blatt Papier mit ein paar Zeilen ins Aufnahmestudio und sagte: `Versuch es
mal damit und sag´ ob es gut ist für Dich.´ Es waren Wochen hochkonzentrierter Arbeit aber es
war auch ein großer Spaß “ so das Resümee. Das Ergebnis heißt „So weit“ und ist ein
Studioalbum wie man es von Peter Maffay bisher nicht kannte. Im Stil populärer
Singer-Songwriter zeigt sich der Musiker offen und nahbar wie nie. In elf Songs thematisiert er
die innigsten Beziehungen in seinem Leben wie die zu seinen Kindern und zu seiner Partnerin
beschreibt Momente die ihn geprägt haben und Zeiten in denen er Zeit verschwendet hat.
Wenige Instrumente bestimmen den Sound und dabei stets weit im Vordergrund Peter Maffays
charakteristische unverwechselbare Stimme. So reduziert die Machart des neuen Albums ist so
reich so autobiographisch ist seine musikalische und inhaltliche Kraft. Der erste Titel
„Jedes Ende wird ein Anfang sein“ beschreibt den Kreislauf des Lebens handelt von Kommen und
Gehen Zukunft und Vergangenheit - Themen mit denen sich Peter Maffay intensiv beschäftigt
denn seine kleine Tochter Anouk entdeckt die Welt die sein Vater Wilhelm gerade verlassen hat:
„Wenn der Vorhang fällt geht ein anderer dafür auf eine Hoffnung stirbt leise ein neues
Leben schreit laut“. Seinem Vater widmet Peter Maffay zudem ein eigenes Lied: „Wenn wir uns
wiedersehen“ ein emotionaler Song zurückhaltend mit Bass Gitarre Schlagzeug und Keyboards
instrumentiert der mit seinem beinahe lyrischen Refrain nicht Trauer sondern Zuversicht
verbreitet: „Wenn wir uns wiedersehen uns gegenüberstehen haben wir endlich mal für uns
unendlich Zeit.“ Zu jedem Song hat Peter Maffay ein persönliches Foto ausgesucht und
handschriftlich betitelt. In diesem Fall zeigt es Vater und Sohn mit einem Motorrad inmitten
eines leuchtend gelben Rapsfeldes beide mit hochgestrecktem Daumen Ausdruck purer Freude. Das
Motorradfahren verband die beiden Männer bis ins hohe Alter von Wilhelm Makkay. Mit „Woundeed
Knee“ bringt Peter Maffay durch Akzente aus dem Country-Folk die Weite des amerikanischen
Kontinents zum Klingen. Der Song soll an das Massaker von Wounded Knee in South Dakota erinnern
wo im Jahr 1890 Hunderte Sioux-Indianer von der US-Kavallerie ermordet wurden. Peter Maffay war
mit seinem Freund dem Lakota-Indianer Leonard Little Finger an diesem symbolträchtigen Ort.
Die Melancholie des Platzes hat Peter Maffay nachhaltig berührt so sehr dass er sie auf
diesem Album als Wegmarke auf seinem Lebenstrip festhalten wollte. Mit einer rockigen Nummer
bekommt der Lockdown sein Fett weg. Im „Lockdown-Blues“ singt sich Peter Maffay seinen Frust
von der Seele. Zur Untätigkeit verurteilt zu sein das ist nicht sein Ding. Vielmehr entspricht
seinem Wesen: „Weiter – Weil vorwärts meine Richtung ist!“ „Weiter“ ist die zweite Rock-Nummer
auf dem Album. Manche Bilder vergisst man nicht. Das Foto des toten syrischen
Flüchtlingsjungen Aylan am Strand von Bodrum gehört dazu. Es ist ein Bild das um die Welt
ging. Der Dreijährige war mit seinen Eltern aus dem Bürgerkrieg in Syrien geflohen. Peter
Maffays Lied „Odyssee“ ist ein musikalisches Mahnmal. Ein Titel von dem Peter Maffay sagt
dass er ihm sehr viel bedeutet ist „Wann immer“ ein Versprechen an seine Kinder: „Und ich
will dass Du weißt dass Stolpern Fallen Tränen Aufsteh’n Leben heißt. Und wenn es Dich
zerreißt ich Vater Freund und Dein Zuhause bleib’.“ „Ich bat J.B. Meiers das Klavier
einzuspielen denn er ist ein großartiger Pianist“ erzählt Peter Maffay. „J.B. lehnte ab und
bestand darauf dass ich selbst mache. Er meinte das sei authentischer. Ich habe dann wie ein
Verrückter geübt bis ich den Song schließlich in einem Rutsch fehlerfrei spielen konnte.“
Das Album „So weit“ stellt die zentrale Frage an das Leben „Was ist wirklich wichtig?“ Über die
Entstehung in unsicheren Zeiten schreibt Peter Maffay in einem Geleitwort: „Songs und Texte
ein Spiegelbild der eigenen Befindlichkeit. Ich wollte mich entlasten Dinge aussprechen die
mich berühren mich zu den Empfindungen bekennen sie zulassen um die Aufgewühltheit und die
innere Unruhe zu überwinden.“ Dabei war für dieses Jahr keine Albumveröffentlichung
vorgesehen. „Die schönsten Dinge passieren unerwartet“ das gilt für das Album mit dem weder
die Fans noch Peter Maffay selber gerechnet haben. Das gilt aber auch für seine
Lebensgemeinschaft mit seiner Partnerin Hendrikje die er im letzten Song „Wir zwei“ würdigt:
„Wir hab‘n das alles hier nicht kommen seh’n“ heißt es da. „In einem Lied über mein Leben bist
Du die Zeile die noch fehlt.“ „So weit“ - so gut!