Nadia Mladjao kann so ziemlich alles. Als Kind einer komorischen Großfamilie lernte sie früh
sich zu behaupten und sich ihren Platz zu erkämpfen. Sie schlug sich als Model in New York City
durch bevor der Reiz der Musik zu stark war um ihm zu entkommen. Doch ihre wahre Kraft
entfaltete Nadia erst als sie die Bühne betrat – unter dem Namen Imany. Sie veröffentlichte
zwei Alben The Shape of a Broken Heart (2011) und The Wrong Kind of War (2016) die Soul und
Folk mit ihrem unglaublichem Temperament vermischten. Mit Don't Be So Shy schrieb Imany 2014
zudem eine Girl-Power-Hymne für den Film Sous les jupes des filles der französischen
Regisseurin Audrey Dana. Imany brach mit Tabus rund um das Thema Endometriose und kämpfte an
der Seite der Vereinigung ENDOmind für mehr öffentliche Aufmerksamkeit um diese Krankheit – ein
Schritt der von ihrem persönlichen Schicksal begleitet war. Imany sprach offen über die
Verantwortung von Künstler*innen als sie bei den Victoires de la Musique Awards auftrat. Und
nun umgibt sie sich für ihr Cover-Album Voodoo Cello mit acht Cellist*innen und macht jeden der
Songs zu ihrem eigenen. Einmal mehr steht Imany im Mittelpunkt – ohne jedoch zu vergessen
woher sie kommt.Acht Cellist*innen und nur eine einzige Stimme – so etwas hatte man noch nie
gewagt. Bloß eine Laune? Nicht im Geringsten. Imany fühlte sich zum ersten Mal zu den
Streichern hingezogen als sie vor fast zehn Jahren die bezaubernden Tribute des Vitamin String
Quartet hörte. Für ihr neues Werk Voodoo Cello fand Imany dass die Cellos zusammen mit einer
einfachen Gesangsbegleitung mehr als genug sein würden. In den letzten Jahren war sie viel auf
Tour gewesen und widmete sich den unterschiedlichsten Projekten brachte ein Kind zur Welt und
erlitt ein Burnout. Dieser erzwungene Tempowechsel ließ Ruhe einkehren und inspirierte sie
schließlich zu ihrem neuen Album. Acht Cellos bieten eine Vielzahl von Möglichkeiten zwischen
tiefen und hohen Tönen: Manchmal hat man den Eindruck es sind Blechblasinstrumente oder
E-Gitarren... Als würden sie herumgeistern so Imany die von diesem faszinierenden und
verkannten Instrument verzaubert ist und ihm nun mit einer Reihe von Coversongs huldigt. Fast
wie Voodoo. Und weil Jimi Hendrix' Voodoo Child so gut klingt heißt das Album Voodoo Cello.Mit
inzwischen 40 Jahren ist Imany selbstbewusster und bereit mehr Risiken einzugehen: Da ich es
geschafft habe Mutter zu werden ohne meine Arbeit zu vernachlässigen beschloss ich nicht
mehr zu zweifeln. Das heilige weibliche Feuer zu akzeptieren nicht als Dominanz sondern als
eine Kraft auf die man bauen kann. Was zählt ist das was Sinn macht. Und es gibt nichts was
eine Frau nicht tun kann. Voodoo Cello ist der Beweis: ein Album das Imany selbst eingesungen
aufgenommen arrangiert und produziert hat ohne dass es dazu mehr brauchte als Cellist*innen.
Die Idee einer Selfmade-Frau? Es ist alles ein bisschen verrückt! gibt sie zu. Die Produktion
ist sehr komplex: acht identische Instrumente das ist technisch ziemlich aufwendig. Die
Songauswahl reicht von Klassikern die Imany schon lange verinnerlicht hatte bis hin zu
aktuellen Favoriten: Was ein gutes Cover ausmacht ist wenn der Song zu deinem eigenen wird.
Ich nähere mich dem Song mit Stimme und Gitarre finde die Tonart die zu mir passt ändere das
Tempo... und ich höre auf den Text. Ich kann keine Worte singen an die ich nicht glaube. Für
Imany bedeutete das manchmal einen leichtfüßigeren Song schwermütiger zu machen oder
melancholischeren Tracks mehr Licht einzuhauchen. Die einzigartige Magie wird wiederum durch
einen sorgfältig kreierten Sound ausgelöst der sich zugleich spontan direkt und roh anfühlt
ohne jedoch harsch kristallin oder poliert zu wirken. All das ergibt die Art von Sound die
uns beim Zuhören zum Lächeln bringt uns berührt oder überrascht uns beim Tanzen oder
Tagträumen erwischt... Imanys Neuinterpretation dieser Songs spricht für ihre eigenen
Überzeugungen über das Leben und die Liebe. Sie singt über Frauen die für ihre Beziehungen
kämpfen (All The Things She Said) über Studentenverbindungen (Wild World) über die Fähigkeit
zur Widerstandsfähigkeit (I'm Still Standing) sie verurteilt Rassismus (Black Little Angels)
giftigen Kapitalismus (Les voleurs d'eau) den Schaden den Drogen anrichten (The A Team). Seit
ich geboren wurde bin ich eine Aktivistin ich erhebe mich gegen Ungerechtigkeit sagt sie.
Und man kann hören wie Imany in diesem denkwürdigen Album von intensiver und minimaler
Schönheit aufgeht. Acht Celli bedeuten acht Seelen die zu uns sprechen verrät Imany. Entweder
man liebt oder man hasst es... Es ist metaphysisch! Der Bann ist gebrochen – wir sind
verzaubert.