Es gibt kaum etwas höher Einzuschätzendes oder auch künstlerisch Wertvolleres als ein völlig
eigenes Genre zu begründen einen unverkennbaren Stil zu entwickeln eine höchst individuelle
Stimme zu platzieren - und dabei stets auch neue Pfade zu beschreiten überraschende Ergebnisse
abzuliefern und das Publikum allerorten zu begeistern. Götz Alsmann schafft dies konstant auf
brillante Art und Weise und tut es inzwischen über Dekaden hinweg (... naja wir werden alle
nicht jünger). Dabei ist der berechtigt als Meister des deutschen Jazz-Schlagers zu
bezeichnende Sänger und Musiker auf den unterschiedlichsten Instrumenten nicht nur im Studio
oder auf der Live-Bühne präsent. Er erweist sich zudem als regelrechtes Allroundtalent. Ob als
langjähriger Co-Moderator der gefeierten TV-Show Zimmer frei oder als Radio-DJ (einst als
Professor Bop heute mit Go Götz Go und WDR 3 persönlich als Präsentator von klassischer
Musik in der ZDF-Sendung Götz Alsmanns Nachtmusik Schöpfer u.a. einer Michael-Jary-Revue für
das Stadttheater Münster oder als Hörbuch-Sprecher der studierte Doktor phil. der
Musikwissenschaft schlägt sich auf allen möglichen medial-kulturellen Ebenen bestens. Und
Honorarprofessor für die Geschichte der Popularmusik an der Uni Münster ist er auch noch. Der
Begriff Langeweile dürfte in seinem Sprachschatz fehlen. Natürlich aber steht die tatsächliche
Musiker-Karriere immer im Zentrum seiner Aktivitäten. Mit seinem neuesten Projekt dem
Studio-Album L.I.E.B.E. kehrt Götz Alsmann dabei zurück zum guten alten wahren deutschen
Schlager-Liedgut. Zitat Alsmann: Nach Alben und Tourneeprogrammen die sich im Laufe des
letzten Jahrzehnts vorwiegend mit den Schlagerwelten der Franzosen der Italiener und des
Broadway auseinandersetzten drängte es mich wieder einmal anzudocken an die große Tradition
der letzten hundert Jahre deutschsprachiger Schlagergeschichte. Die Rede ist hier zum einen von
der erfolgreichen auf dem berühmten Jazz-Label Blue Note veröffentlichten Album-Trilogie In
Paris (2011) Am Broadway (2014) und In Rom (2017) zum anderen von seinem Faible für die
unerschöpfliche und kunterbunte Schlagerkunst der Vergangenheit. Dort entdeckt er immer wieder
Altes und fördert es aktualisiert und aufgefrischt als Neues zu Tage legendäre oder fast schon
vergessene Komponisten wie der bereits erwähnte Michael Jary Rudolf Nelson oder Heinz Gietz
Textautoren wie Bruno Balz Hans Bradtke und Hans Fritz Beckmann Interpreten wie Rudi
Schuricke Zarah Leander Caterina Valente oder die 3 Travellers. Mit dieser aktuellen
Lied-Kollektion knüpft er wiederum auch an seine ersten beiden Blue Note-Platten an Mein
Geheimnis (2007) und Engel Of Teufel (2009). L.I.E.B.E. ist seine inzwischen sechste
Veröffentlichung auf Blue Note. Die Palette der von ihm für das neue Album ausgewählten Lieder
reicht von Bert Kaempferts Mitt-60er-Komposition L.I.E.B.E. als Opener - Nat King Cole machte
es als L.O.V.E. global unsterblich - bis hin zum Ilse Werner-Titel Die kleine Stadt will
schlafen geh'n von 1940 als Finale. Dazwischen finden sich Pretiosen wie Man müsste Klavier
spielen können von Johannes Heesters aus dem 1941er-Tonfilm Immer nur Du hier in einer
Rockabilly-Version zum Besten gegeben Greetje Kauffelds sarkastische Liebhaber-Abrechnung Nur
eine schlechte Kopie von 1961 oder Was ich Dir sagen will aus der Feder von Udo Jürgens und
Joachim Blacky Fuchsberger. Zitat Alsmann: Ein brasilianischer Bossa-Nova-Klassiker und ein
amerikanischer Folksong sind samt ihrer historischen deutschen Texte auch mit im Boot - zwei
meiner ewigen Favoriten. Man betrachte sie als exotische Würze des Ganzen. Dabei handelt es
sich um Samba de Verão von Marcus Valle damals Ende der 1960er auf deutsch gesungen von France
Gall (So einen jungen Mann) sowie um Greenfields von den Brothers Four das seinerzeit vom
Chansonier Jean-Claude Pascal gecovert wurde (Wo sind die Felder). Für die eigentlichen
Aufnahmen begab er sich im Sommer 2020 mit seinen altbewährten Musikern Altfrid Maria Sicking
(Vibraphone Xylophon Trompete) Ingo Senst (Kontrabass) Dominik Hahn (Schlagzeug) und Markus
Paßlick (Perkussion) zum einen in Berlin für eine Woche ins legendenumwobene Hansa-Studio 1
zum anderen stand im Norden der Hauptstadt im b-sharp Studio das Swonderful Orchestra unter der
Leitung von Fabrizio Ventura parat um einige Songs noch orchestral zu veredeln. Mit dem
renommierten deutschen Produzenten Christoph Israel stand ihm ein Mann zur Seite dessen Vita
der Zusammenarbeit vor allem Max Raabe Dominique Horwitz und Annette Humpe verzeichnet. Als
Toningenieur an den Reglern fungierte der zweifache Grammy-Gewinner Philipp Nedel. Zusammen mit
allen Beteiligten gelingt es Götz Alsmann hier erneut auf faszinierende Weise mit feinen
Arrangements dezent-impulsivem Spiel der Band oder des Orchesters und seiner unverkennbaren
einfühlsamen Stimme genau jene spannende musikalische Atmosphäre zu erzeugen die das