Der Zürcher Songschreiber Faber ist keiner der über das Leben singen würde ohne überhaupt
gelebt zu haben. Das macht sein Debüt-Album Sei ein Faber im Wind so wertvoll. Faber singt
ficken und blasen er nennt einen Song Brüstebeinearschgesicht und lässt die Protagonistin im
Stehen pissen. Ganz klar: Faber ist keiner für Leute die bei Faber an Sekt denken und Max
Frisch nie gelesen haben. Insofern stimmt es auf jeden Fall: Es ist wirklich schön dass es ihn
gibt wie er im Song Wem du’s heute kannst besorgen singt. Doch der Reihe nach. Schon immer
hatte Faber eine ganz genaue Vorstellung was er mit seinem Leben anfangen wollte. Der als
Julian Pollina vor 23 Jahren geborene Musiker ist italienischer Abstammung wuchs aber in
Zürich auf. Bereits der Vater macht Musik aber die in der Schweiz weit verbreitete
musikalische Früherziehung interessiert den jungen Faber nicht. Er will lieber gleich was
Richtiges machen. Ungefähr mit 15 beginnt er eigene Songs zu schreiben. Die erste EP finanziert
er noch mit Crowdfunding ein Jahr später folgt bereits eine zweite es geht jetzt immer
schneller. Für das erste Album begibt er sich schließlich mit Tim Tautorat in die legendären
Berliner Hansa Studios wo der Produzent ein Studio unterhält. Das Ergebnis dieser
Zusammenarbeit – Sei ein Faber im Wind – bringt nun erstmals alles auf den Punkt worum es in
dieser Musik geht und das ist eine ganze Menge. Faber ist mit sizilianischen Volksliedern
aufgewachsen er liebt Trubači die coolen Chanson-Franzosen Polka aber auch Folk und Nuancen
aus den alten amerikanischen Stilen. Man denkt an Francesco Paolo Frontini Jacques Brel
Georges Moustaki oder an Fabrizio de André dessen Spitzname ebenfalls Faber war. Das Verdienst
des Fabers um den es hier geht ist nun dass er all diesen Einflüssen die distinguierte
Rotweinseligkeit austreibt und sie auf die Straße zerrt wo sie herkommen und hingehören. Auf
Sei ein Faber im Wind geht es immer um absolut alles und irgendwie auch um nichts weil
manchmal ja alles so herrlich egal sein kann. Wir hören Posaunen und Gitarren und Geigen und
ein Klavier und vor allem hören wir diese Stimme. Faber singt seine Lieder mit einem gewaltigen
Furor und maximaler Hingabe. In Nichts singt er über Nostalgie und Besserwisserei als einzig
verbliebende Währungen des neidzerfressenden Biedermanns. Es könnte schöner sein beschreibt
wiederum die Spießigkeit der Neo-Biedermeier-Millenials: Du rebellierst du bist dagegen
Immer wenn’s zur Stimmung passt. Faber lässt jenen scharfen Blick mit lakonischer Lässigkeit in
seine Texte einfließen aus dem Wahrhaftigkeit entsteht. Er ist gerade einmal 23 klingt und
schreibt aber wie ein 50-Jähriger – und die jungen Alten sind natürlich die besten Alten die
wir haben. Anders gesprochen: Faber ist keiner der über das Leben singen würde ohne überhaupt
gelebt zu haben. Das macht seine Musik so wertvoll. Also sei ein Einhorn und nicht du selbst.
Und wenn du kein Einhorn sein kannst sei ein Faber im Wind.