Der Zyklus der sechs Solosonaten und -partiten von J.S. Bach ist wohl eine der mächtigsten und
wichtigsten Kompositionen der Musikgeschichte. Diese Werke begleiten Linus Roth seit seinem
neunten Lebensjahr als er zum ersten Mal die Gigue aus der E-Dur-Partita lernte mit zwölf
Jahren zur ersten Fuge in g-Moll überging und mit fünfzehn die Ciaconna in Angriff nahm die
einen eigenen Kosmos darstellt. Mit siebzehn lernte Roth schließlich erstmals das gesamte Werk
und seither ist er in der glücklichen Lage durch die ständige und willkommene Herausforderung
diese bemerkenswerten Stücke zu interpretieren und als Musiker zu wachsen. Die Aufnahme
entstand während des Lockdowns bei dem unser Leben in fast allen Bereichen auf ein Minimum
reduziert werden musste. Die Möglichkeit die intensive Beschäftigung mit dieser wunderbaren
Musik in Vorbereitung auf die Aufnahme zu erneuern war ein großes Privileg denn sie
ermöglichte Roth die Flucht in eine geistige Freiheit. Nicht nur Roths Lehrer und die
Interpretationen großer Geiger hatten einen starken Einfluss darauf wie er Bach spielt
sondern auch seine Beschäftigung mit dem was als historisch informierte Aufführungspraxis
bezeichnet wird insbesondere die Erfahrung mit einem konvexen Barockbogen zu spielen der zu
Bachs Zeiten verwendet wurde. Aufgrund seiner Biegung und der anderen Gewichtsverteilung hat er
eine andere Beschaffenheit als der heute verwendete konkav gebogene Bogen was zu einer
leichten Decrescendo-Phrasierung führt bei der mehrere Töne zur Bogenspitze hin
zusammengeschoben werden. Roth ist der Meinung dass der moderne Bogen besser zur modernen
Geige passt und eine größere Bandbreite an Klängen ermöglicht weshalb er versucht diese
barocken Erfahrungen auf den modernen Bogen zu übertragen.