Harte Schale weicher Kern. Klingt wie ein Klischee ist es aber nicht. Denn Jungs mit lauten
Gitarren haben eben diesen schon immer gerne leise Töne entlockt. AXEL RUDI PELL bildet keine
Ausnahme. Oder vielleicht doch? Denn PELLs Compilations sind nicht nur qualitativ auf hohem
Niveau sie sind auch noch erfolgreich: Beinahe sechs Jahre ist es her dass der Bochumer
Gitarrist mit der vierten Auflage seiner Balladen-Serie auf Platz 29 der deutschen Charts
einstieg. Eigentlich sind die Fans an dieser Reihe schuld erklärt der 56-Jährige denn viele
mögen gerade meine langsamen Stücke sehr. Da PELL sowieso ständig komponiert war auch für The
Ballads V genügend Material vorhanden neben einem Blick auf die vergangenen sechs Jahre gibt
es natürlich auch mehrere neue Stücke. Und eine nicht unwesentliche Neuerung: Zum ersten Mal in
seiner fast 30-jährigen Geschichte als Solokünstler begrüßt ARP eine Gastsängerin auf einem
Album: Den Gedanken hatte ich schon länger im Hinterkopf aber es musste eine Voraussetzung
gegeben sein: Die Stimme sollte passen. Dass das auf die großartige BONNIE TYLER zutrifft muss
an dieser Stelle nicht extra betont werden. PELL ist stolz auf die Single-Auskopplung ‚Love’s
Holding On‘ (VÖ: 31. März 2017) bei der sein langjähriger Sänger Johnny Gioeli und die
Rocklegende perfekt harmonieren. BONNIE TYLER nimmt nur Stücke auf die ihr auch persönlich
gefallen. Also habe ich ihr diesen neuen Song quasi auf den Leib geschrieben. Sie hat ihn
innerhalb kürzester Zeit eingesungen und das Ergebnis spricht für sich – ein weiterer
Pell-Klassiker ist so entstanden. Wäre ich nicht vorher schon Fan gewesen wäre ich es
jetzt.Seine eigenen Anhänger sehen es genauso: Nachdem PELL ein gemeinsames Foto von TYLER und
sich auf Facebook postet sind die Reaktionen eindeutig: Ohne dass die Leute auch nur einen Ton
gehört haben gab es ausschließlich positive Kommentare. Freuen können sich die Fans auch auf
einen weiteren brandneuen Song namens ‚On The Edge Of Our Time‘ der mit trotz seiner fast acht
Minuten Länge nie seinen Reiz verliert. Apropos: Mit der rockigen Coverversion des Ed
Sheeran-Hits ‚I See Fire‘ (bekannt aus dem Kino-Blockbuster ‚Der Hobbit‘) hat sich PELL zwar in
fremdes Terrain gewagt muss sich vor dem Original aber in keiner Weise verstecken und zeigt
dass die sensible auch gleichzeitig die starke Seite des Hardrockers ist. Ich fand den Song
schon immer sehr gut wollte ihn aber in der PELL-Version hören also mit Piano statt
Akustikgitarre und einem schönen Solo. Die sieben anderen Stücke von The Ballads V sind eine
kleine aber feine Werkschau der letzten sechs Jahre Aktivitäten im PELL-Universum: Da finden
sich neben den bekannten Album-Cuts ‚Lived Our Lives Before‘ (Circle of The Oath 2012) ‚When
Truth Hurts‘ (Into The Storm 2014) ‚Forever Free‘ und ‚Lost In Love‘ (beide von Games Of Sin
2016) auch die Neufassung von Neil Youngs ‚Hey Hey My My‘ wieder (inspiriert von der TV-Serie
‚Sons Of Anarchy‘) die Live-Version des Deep Purple-Klassikers ‚Mistreated‘ von der
Jubiläums-Show aus Balingen 2014 (ein 14 Minuten langer wahrlich magischer Moment mit Doogie
White und Ex-Rainbow-Keyboarder Tony Carey) sowie eine bisher unveröffentlichte Live-Aufnahme
der Eigenkomposition ‚The Line‘ vom letztjährigen ‚Rock Of Ages‘-Co-Headliner-Auftritt. Eine
gute Wahl findet PELL. Im Prinzip stellt sich eine solche Compilation von selbst zusammen die
neuen Stücke kommen an den Anfang und die Live-Mitschnitte an den Schluss. Ein Ende ist
übrigens nicht in Sicht: Zurzeit bereitet sich der Gitarrist auf die Aufnahmen des nächsten
Studioalbums vor dass Anfang 2018 erscheinen soll. AXEL RUDI PELL ist seit 1989 unter eigenem
Namen unterwegs und im globalen Musikbusiness einer der bekanntesten Rock-Botschafter des
Ruhrgebiets. Weltweit haben bis jetzt 1.5 Millionen Menschen seine CDs gekauft. Der 56-Jährige
nennt Deep Purple und Rainbow als seine Vorbilder für ihn zählen nicht nur Geschwindigkeit
sondern auch Gefühl. PELLs deutsch-amerikanisch besetzte perfekt eingespielte Band sieht das
genauso wie der Namensgeber. Deshalb sind Balladen immer schon ein fester Bestandteil des
Repertoires.