Nach ihrer atemlosen Holon Albumtrilogie haben The Hirsch Effekt mit Eskapist ihr
wahrscheinlich extremstes düsterstes und komplexestes Stück Musik in Form gepresst.
Sozialkritisch bissig politisch und musikalisch überwältigend ist das vierte Album der
Hannoveraner ein Lehrstück in progressivem Metal Prog und Core. Komponiert wurde Eskapist von
allen drei Bandmitgliedern – Schlagzeuger Moritz Schmidt Gitarrist und Sänger Nils Wittrock
und Bassist und Sänger Ilja Lappin – zu gleichen Teilen. Die 12 komplexen ständig
formwandelnde von Prog- Tech- und Sludge-Metal durchdrungenen Kompositionen wurden in der
bereits bewährten Zusammenarbeit mit Tim Tautorat (AnnenMay- Kantereit Turbostaat In Flames)
Max Trieder und diversen Gastmusikern in Leipzig und in Berlin auf Band gebracht. Gleich
mehrere Songs drehen sich um gesellschaftliche Seltsamkeiten. Aldebaran verarbeitet das
Phänomen der Reichsbürger Berceuse beleuchtet den erstarkenden Rechtpopulismus ebenso wie das
eindringliche Xenophotopia. Und neben den gedanklichen werden auch die tatsächlichen
Flüchtlinge in Natans auf dem Album aufgegriffen. Das 14-minütige Lysios wiederum handelt vom
Verfall eines Alkoholikers und ist die wohl dunkelste in Musik übersetzte Beobachtung die
Wittrock Schmidt und Lappin jemals beschrieben haben. Eskapismus in seinen vielen Formen
bildet die Klammer des Albums. Flucht aus der Gesellschaft den Umständen oder im Privaten. Die
Band geht textlich erneut an Orte die schmerzen mit Musik die fordert und in ihrer
Intensität kaum Vergleiche zulässt. Mit Eskapist geben The Hirsch Effekt den endgültigen
Kommentar zur Zeit. In Worten und einer unverortbar intensiven Musik.