Der amerikanische Komponist und Pianist George Antheil (1900-1959) bezeichnete sich selbst als
Pianist-Futurist. Ganz Kind des 20. Jahrhunderts liebte er die Geschwindigkeit Autos und
Flugzeuge. Zwecks Weiterführung seiner Ausbildung und gesponsert von einer reichen Amerikanerin
ließ er sich im Paris der Années Folles nieder wo er Pablo Picasso und Igor Strawinsky traf
und Werke wie die Sonate Sauvage und die Jazz-Sonate komponierte die nicht als einzige seiner
Stücke für handfeste bzw. handgreifliche Skandale sorgten. Auch anderweitig pflegte er
genüsslich das Image des Bad Boy of Music - übrigens auch der Titel seiner äußerst kurzweilig
zu lesenden Autobiographie! Bei einem Konzert in Budapest schwang er sogar eine Pistole im Stil
eines Chicagoer Gangsters um für Ruhe im Saal zu sorgen.... Aber so böse war er gar nicht: Er
verehrte z.B. Ludwig van Beetho ven dessen Werke er im ersten Teil seiner Konzerte zu spielen
pflegte bevor er dann die eigene Musik zum Besten gab. 1933 kehrte er in die Vereinigten
Staaten zurück wo er die künftigen Ikonen der amerikanischen Avantgarde John Cage und Morton
Feldman kennenlernte. Das hinderte ihn freilich nicht daran seine Tonsprache deutlich
abzumildern und sich auch einmal völlig anderen Dingen zuzuwenden. Er schrieb einen
Kriminalroman und entwickelte zusammen mit der Hollywood-Schauspielerin Hedy Lamarr eine
innovative Funkfernsteuerung für Torpedos deren Prinzip auch heute noch in Bluetooth
Verwendung findet. Patricia Kopatchinskaja und der junge finnische Pianist Joonas Ahonen - den
die Londoner Times nach einem Konzert (für den Rezensenten eines jener Konzerte an die man
sich für immer erinnert) als Doppelgänger der Geigerin vorstellte! - zollen dem ebenso
berühmten wie berüchtigten Bad Boy of Music hier ihren Tribut.