Kurz nachdem Verdis »Aida« in Kairo herauskam kurz bevor Wagners »Ring«-Zyklus in Bayreuth
uraufgeführt wurde hob man in St. Petersburg die vielleicht bedeutendste russische Oper aus
der Taufe: »Boris Godunow« von Modest Mussorgsky! Eine Geschichte voll Gewalt dunkler
Machenschaften und Amoral: Ein Zar (Boris Godunow) der den Thron nur durch die Ermordung des
rechtmäßigen Nachfolgers besteigen konnte ein Mönch der beschließt gegen ihn zu kämpfen und
ein Volk das unter dem Knüppel der Polizei ächzt. Der spanische Regisseur Calixto Bieito
inszenierte den »Boris« an der Bayerischen Staatsoper erstaunlich dezent als dunkles Volksdrama
fast ganz in Schwarz- und Brauntönen konterkarierte pompöses Zarenleben mit den täglichen
Gewalttaten der Straße durchaus mit Querverweisen zur aktuellen Politik. Zusammen mit Dirigent
Kent Nagano entschied sich Bieito in München den »Ur-Boris« auf die Bühne zu bringen. Diese
Fassung ist beinahe um die Hälfte kürzer als der wesentlich umfangreichere »Original-Boris«.
Die Aufmerksamkeit wird so auf das Innenleben eines von Halluzinationen und Schuldgefühlen
geplagten Zaren gelenkt.