Als am 24. Februar 1607 im herzoglichen Palast der Gonzagas in Mantua die ersten Töne von
Claudio Monteverdis Orfeo erklangen ahnten die Anwesenden - sowohl Publikum als auch Sänger
und Musiker - sicherlich noch nicht welchen gewaltigen Einfluss dieses Werk auf die
Musikgeschichte haben würde. Die Gattung Oper war damals nämlich noch keine zehn Jahre alt als
sie bei dieser Gelegenheit ihr erstes großes Meisterwerk hervorbrachte das in seiner bis in
die letzte Note durchdachten Partitur eine Makellosigkeit besitzt wie sie in der gesamten
Operngeschichte wohl nur selten wieder erreicht wurde. Die früheste vollständig erhaltene Oper
ist zwar die 1600 in Florenz uraufgeführte Euridice von Jacopo Peri. Deren ursprüngliche
Absicht war es allerdings gemäß den Intentionen der Florentiner Camerata an die ganz oder
teilweise von Musik begleitete antike griechische Tragöd ie anzuknüpfen. Monteverdis Orfeo ist
dagegen bereits musikalisch unendlich reicher und vielfältiger als die Favola Peris die
ihrerseits zwar poetisch anspruchsvoller aber auch weniger kontrastreich ist. Jordi Savall
malt mit seinen Ensembles La Capella Reial de Catalunya und Le Concert des Nations Monteverdis
unsterbliches Meisterwerk in der vorliegenden Aufnahme aus der Opéra Royal de Versailles in den
leuchtenden Farben des Mittelmeers. Der katalanische Maestro hat die Titelrolle dieses
fundamentalen Werks der abendländischen Musik einem der bemerkenswertesten Sängern der Alten
Musik-Szene anvertraut: Der mythische Sänger Orpheus wird hier von dem großartigen Bariton Marc
Mauillon verkörpert. Dessen klangvolle und geschmeidige Stimme steht im perfekten Einklang mit
der musikalischen Vision von Maestro Savall dem einmal mehr eine klangreiche Darbietung
gelingt die sich durch eine ausgeprägte emotionale Wärme auszeichnet.