Was ist der vollkommene Körper und wie erhält man ihn? Mit diesen Fragen setzte man sich
bereits vor 100 Jahren auseinander. Wilhelm Pragers und Nicholas Kaufmanns Dokumentarfilm WEGE
ZU KRAFT UND SCHÖNHEIT der 1924 25 von der UFA-Kulturabteilung gedreht wurde kritisiert
zunächst die moderne Gesellschaft die den menschlichen Körper durch industrielle Arbeit und
Bürotätigkeit schwächt und deformiert. Nach dem Motto Ein gesunder Geist lebt in einem gesunden
Körper zielt der didaktisch aufbereitete Lehrfilm in sechs Kapiteln auf eine Wiederaneignung
eines körperlichen Idealzustandes nach Vorbild der Antike ab und propagiert dazu vor allem die
körperliche Ertüchtigung. Radikal an Pragers Film ist vor allem seine freizügige Bildsprache:
Der nackte oder wenig bekleidete menschliche Körper wird in stilisierten Dokumentarszenen bei
den verschiedensten Betätigungen Körperpflege Gymnastik Sport und Tanz regelrecht gefeiert.
In den 1920er Jahre traf das einen Nerv der Zeit: Es war Ausdruck eines neuen
Körperbewusstseins das sich seit Anfang des 20. Jahrhunderts in Form der Lebensreformbewegung
und des Naturalismus etabliert hatte. WEGE ZU KRAFT UND SCHÖNHEIT ist aber auch ein wertvolles
filmhistorisches Dokument das als ideologischer Vorläufer des nationalsozialistischen
Körperkultes angesehen werden kann wie er später etwa in Propagandafilmen von Leni Riefenstahl
zelebriert wurde. Riefenstahl tritt in Pragers Film als Statistin auf. Nachdem WEGE ZU KRAFT
UND SCHÖNHEIT einer der großen Klassiker des UFA-Kulturfilms jahrzehntelang nur zensiert
verfügbar war erscheint er nun wissenschaftlich rekonstruiert digital remastert und mit einem
neuen Musikscore der Münchner Elektronik-Formation 48nord versehen erstmals in seiner
vollständigen Fassung auf DVD.