Jakob Heymann staunt über das Leben. Und wenn man diesem Staunen auf Albumlänge zuhört staunt
man in unfreiwilliger Selbsterkenntnis zurück frei nach dem Motto seines Liedes Peter und
Paul: Was Peter uber Paul sagt sagt mehr uber Peter als uber Paul. Auf seinem Debüt-Album
Emilia lästert der junge Liedermacher von der Seele weg über alles was die schöne neue Welt so
an Unsäglichkeiten zu bieten hat. Sein zentrales Thema: Das Mensch-Sein - in all seiner
Dummheit in all seiner Schönheit in all seiner Widersprüchlichkeit. Der Humor seiner Texte
ist bissig und schonungslos die Melancholie seiner Stimme ist gelebt und sein versiertes
Gitarrenspiel pickt strummt und schrabbelt sich elegant durch die variantenreichen
Gefühlswelten seiner Songs. Jakobs Lieder führen uns aufs Glatteis der Ironie wenn er etwa
eine reinhardmeysche Hymne auf die Natur (inklusive anachronistisch gepfiffener Melodie!) nach
und nach im Müll versinken lässt. Oder wenn er in Lied 5 einer scheinbaren Ballade über das
Alleine-Sein plötzlich eine unerwartet brutale Wendung gibt (aber die bitterböse Pointe hören
Sie doch lieber selbst!). Man darf einem Heymann Song also erst einmal nicht trauen aber: Ihm
gelingt das Kunststück bei allem beißenden Sarkasmus nie wirklich ins Hoffnungslos-Zynische zu
kippen. Ob Freiheit als Wagnis oder Liebe als Hindernis Jakob erlaubt sich die altmodische
Größe den eigentlichen Fragen der Existenz hinterher zu spüren. Seine Songs übers Lieben und
Leben treffen abseits aller Lacher die er auf seiner Seite hat auch immer wieder in
Magengegenden wo es wehtun kann. Ja er erlaubt es sich sogar eine wahrhaft humanistische
Message im Gepäck zu haben: Du als Mensch aus Fleisch und Blut bist von Natur aus gut
genug. Und das Ganze ohne den Hörer mit verkrampft geklampften Pseudo-Philosophie-Traktaten zu
langweilen im Gegenteil: Emilia ist ein vor Witz und Überraschung nur so sprühendes Album das
gleichermassen komplex wie schnörkellos geniessbar ist. Und das mit dem Staunen das kann man
von keinem Besseren lernen.