Am Berlin-Charlottenburger Shakespeare-Platz lebt Lorenz Fuchs grandios verkörpert von
Burgtheater-Schauspieler Tilo Nest. Früh am Morgen schweift sein Blick über das Häusermeer in
Richtung Funkturm. Frühstück der alltägliche Weg zur Arbeit. Seine Firma ist das kalkulierte
Opfer von menschenverachtenden Konzernstrategien. Der Buchhalter muss Arbeitsplätze abwickeln.
Fuchs wird als Letzter vom sinkenden Schiff gestoßen. Zwischen Panikattacken und Selbstmitleid
macht sein zynischer Chef (Charly Hübner) seinem Buchhalter ein Angebot das ihn noch tiefer in
den Abgrund treibt! Mit AMOK Hansi gehts gut kommt am 28. Mai 2015 ein ruhiges scharf
beobachtetes und prägnant inszeniertes Psychodrama von Zoltan Paul in die Kinos. Schauplatz ist
der Shakespeare-Platz in Charlottenburg. Hier liegt das alte Westberlin im Sterben. Direkt um
die Ecke wurde Benno Ohnesorg erschossen. Einen Steinwurf weiter halten am Bahnhof Zoo nur noch
Regionalzüge. Die Generation des westdeutschen Wirtschaftswunders geht hier in Rente und leckt
seine Wunden. Vom Mauerfall vor 25 Jahren sind die Menschen in den schneeweißen Westberliner
Hochhäusern zwischen Spielhallen und Asia- Restaurants so weit entfernt wie von der
Chinesischen Mauer. Die Hochhäuser gegenüber der Deutschen Oper sind Sinnbild der
untergegangenen Wohnmaschinen und der Lebensentwürfe ihrer Bewohner. Depression und Einsamkeit
leben hier Tür an Tür zwischen Wilmersdorfer Straße und Ernst-Reuter-Platz. AMOK Hansi gehts
gut ist ein Psychodrama über Zeit die qualvoll auf der Fahrt zum Lebensabend stehen geblieben
ist und keine Perspektiven mehr findet. Ein Film über den inneren Druck der zu falschen
Entscheidungen führt und der dann nur noch explodieren kann. In suggerierter Realzeit verfolgt
die Kamera den Hauptdarsteller. Aus der Wohnung auf die Straße zur Arbeit in die
Fußgängerzone. Lorenz Fuchs steckt in einem quälenden Prozess. Der Zuschauer gerät in den
spannenden Sog eines Empfindungslabyrinths. Traurig aufwühlend direkt am Leben!