Das Besondere an diesem Wein Die Weine von Egon Müller sind rar und weltweit gefragt. Selbst
Informationen über das Weingut sind schwerer herauszufinden als man das von einem der weltweit
renommiertesten Weingüter erwarten würde. Selbst die Webseite des Verbands Deutscher
Prädikatsweingüter (VDP) präsentiert zum Scharzhof nicht das sonst standardmäßige
Mitgliedsporträt. Ist dies vielleicht Teil der Kultbildung oder beschäftigt man sich beim
Weingut Egon Müller lieber mit dem Wesentlichen dem Wein? Letztere Erklärung scheint auf Basis
der sagenhaften Weinqualität realistisch. Und wer benötigt schon eine Internetpräsenz oder
irgendwelche Weingutsporträts wenn der produzierte Riesling ohnehin sofort ausverkauft ist und
in alle Welt zu glücklichen Saarwein-Enthusiasten verschifft wird? Die Egon Müller Weine mit
dem Zusatz „Le Gallais“ stammen von Weinbergen die im Zuge der Übernahme des gleichnamigen
Weinguts im Jahr 1954 in den Bestand des Müller’schen Scharzhofs in Wiltingen übergegangen
sind. Ein kluger Schachzug vom Vater des heutigen Besitzers – Egon Müller IV. – stammt diese
Spätlese etwa aus der Monopollage Braune Kupp in Wiltingen. Ein nach Süden ausgerichteter
Weinberg im Alleinbesitz von Egon Müller der von Devonschiefer geprägt ist gerade einmal 4
Hektar groß ist und vergleichsweise nah an der Saar liegt. Der Wein von ihr fällt etwas
reichhaltiger und in jungen Jahren auch zugänglicher aus als die Weine aus dem Scharzhofberg
der in einem Seitental liegt. Das zeigt auch diese Spätlese die bereits an der Nase mit einem
Aroma-Feuerwerk aufwartet. Dennoch ist der Riesling im Mund gewohnt filigran und die salzige
Mineralik wirkt in Kombination mit der straffen Säure als Traumpartner für die enthaltene
Restsüße. Bezeichnete man dieses Zusammenspiel als eine Art Hochseil-Akrobatik diese Spätlese
verfügte über eine unerschütterliche Balance. Der Wein reflektiert eine klassische
Riesling-Stilistik die dennoch modern wirkt und die nur noch selten anzutreffen ist. Jetzt
bereits ein Erlebnis das in Erinnerung bleibt jedoch wird sich der Wein erst in einigen
Jahrzehnten auf dem Höhepunkt befinden. Wie der Wein schmeckt: fruchtig & frisch Diese golden
glänzende Spätlese wird an der Nase von würzig geprägten Fruchtaromen dominiert. Daraus ergibt
sich eine Wahrnehmung die zwischen fruchtig-frischer Pfirsich-Tarte und weihnachtlichem
Zwetschgenkuchen hin- und herwechselt. Über allem schwebt bereits an der Nase eine zitronige
Frische. Der Gaumen ist eine gustatorische Offenbarung mit viel salziger Mineralität frischen
Kräutern und einer wie in ein Korsett gezwungenen straffen Kontur. Die Restsüße ist perfekt
eingebunden und mindert zu keinem Zeitpunkt den Eindruck von geradezu bebender Lebendigkeit im
langen Abgang.