Wer behauptet noch nie etwas von ihm gehört zu haben mag sich zwar als ehrliche Haut fühlen
irrt aber dennoch ganz gewaltig. Das wäre nämlich nicht weniger als das Eingeständnis fünf
Jahrzehnte deutscher Film- und Fernsehgeschichte entweder gänzlich verpasst oder aber
mindestens ohne Ton erlebt zu haben. Sie nämlich hat wahrscheinlich kein anderer deutscher
Komponist so geprägt wie Martin Böttcher. Seine bekannteste Titelmelodie wird bestenfalls noch
von jener Klaus Doldingers für den Tatort getoppt: 1963 schlossen eingeleitet von Böttchers
zeitloser Komposition Winnetou und Old Shatterhand Blutsbrüderschaft. Und die Melodie können
bis heute Enkel gemeinsam mit ihren Eltern und Großeltern nachsingen. Am 17. Juni dieses Jahres
einst der Deutschen Nationalfeiertag wird Martin Böttcher 85 Jahre alt – Grund genug den
Senior für seine unvergesslichen wie zum Glück auch tatsächlich unvergessenen Arbeiten mit mehr
als einer Medaille zu ehren. Und so würdigt Warner Music den Jubilar mit einer 4-CD-Box deren
Inhalt für viele Menschen einem Déjà-Vu gleichen dürfte. Hat doch Böttcher bereits Mitte der
50er Jahre für Kinoknüller wie Die Halbstarken die Musik geschrieben und sich danach regelmäßig
wieder in Erinnerung gebracht. Wir ziehen hier nur eine kleine Auswahl aus dem Hut: 1960
schrieb er die Musik zur Pension Schöller ein Jahr später folgte mit Der Fälscher von London
der erste von vielen Edgar-Wallace-Krimis 1962 dann noch vor Winnetou unterlegte Böttcher
Der Schatz im Silbersee mit seiner Musik. 1968 ist Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten
der letzte von 10 Karl May-Verfilmungen mit seiner Musik es folgen TV-Serien wie Der Alte
Derrick Sonderdezernat K1 Produktionen wie Es muss nicht immer Kaviar sein aus Zeiten da
’muss’ noch ’muß’ geschrieben wurde Der Trotzkopf und das Forsthaus Falkenau. Böttchers letzte
Arbeiten erfolgten für die TV-Serie Pfarrer Braun deren 20 Folgen zwischen 2003 und 2011 er
mit Musik versah. Und dieses war ein Kurzdurchgang. Nebenher schrieb Böttcher Songs für Stars
wie Hans Albers Francoise Hardy Elisabeth Flickenschild Romy Schneider und Peggy March
komponierte die Musik für die Aufklärungsfilme von Oswald Kolle (auch wenn deren erste als
nicht unterkühlt genug abgelehnt wurde) und nahm beinahe Jahr für Jahr Ehrungen für die
Winnetou-Melodie entgegen. In seinen frühesten Bands hatte nicht nur Ernst Mosch später Chef
der Original Egerländer sondern auch ein gewisser Hans Last seit langem besser bekannt als
James honorige Dienste geleistet. Das am 15.Juni erscheinende Box Set vereint nun auf 4 CDs
die Melodien Böttchers für die Karl May-Verfilmungen mit jenen die er für viele andere
Produktionen komponierte und addiert ihnen weitere Titel hinzu die der Hörer vielleicht nicht
sofort mit Erinnerungen verbindet. Ganz bestimmt aber mit dankbaren und freundlichen Gefühlen
ihrem Schöpfer gegenüber. Martin Böttcher und der deutsche Film das war und ist eine Liaison
sonder Gleichen.