Lange musste Francesco Cavallis Oper LHelena rapita da Teseo (uraufgeführt 1659 am Teatro San
Cassiano in Venedig) auf eine Wiederaufnahme warten. Die Handlung dreht sich nicht um den Raub
durch den trojanischen Prinzen Paris sondern setzt ähnlich wie Offenbachs La belle Hélène
davor an. Als venezianische Karnevalsoper spielt das Werk mit sexueller Identität und dem
häufig wenig heroischen Verhalten seiner Protagonisten. Zwischen Liebeleien echtem Liebesdrama
Tragikomik und echter Komik kommt so schnell keine Langeweile auf. Ausgangspunkt der
verwickelten Handlung ist die junge Helena. Unsterblich in sie verliebt verkleidet sich da
beispielsweise Menelaos als Amazone um der Angebeteten näher zu sein. Die Amazone wird
allerdings sogleich von Helenas Vater und dem Helden Theseus begehrt was zu einigen erotischen
Verwicklungen führt. Am Ende des Stückes stehen zwei Paare deren Glück mehr als zerbrechlich
ist Mozarts Così fan tutte lässt grüßen. Cavallis Musik erreicht mühelos das Niveau seines
großen Vorgängers Monteverdi und wartet sogar mit einigen Innovationen auf. So ist die Oper mit
zahlreichen Ensembleszenen gespickt die sich bis zum Quintett erweitern. Die Inszenierung von
Jean-Yves Ruf für das Festival Aix-en-Provence 2013 fand allgemeinen Anklang da sie geschickt
sowohl die Untiefen einer rein historischen Inszenierung vermeidet als auch auf
dekonstruktivistische Manierismen des modernen Regietheaters verzichtet. Auf RICERCAR erscheint
jetzt die DVD zur erfolgreichen Produktion die eindrucksvoll die Bühnentauglichkeit dieses
vitalen Meisterwerks beweist. Die glänzt zudem mit einer exzellenten Sängerbesetzung die von
Countertenor Valer Sabadus angeführt wird.