Ich glaubte dass die Venezianer mich für verrückt halten würden nachdem sie meine Oper gehört
haben. Nun stellt sich heraus dass sie noch verrückter sind als ich. Mit diesem für ihn
typischen Bonmot kommentierte der erst 21-jährige Gioachino Rossini den triumphalen Erfolg der
Premiere seiner zehnten Oper L'Italiana in Algeri am Teatro di San Benedetto 1813 in Venedig.
Mit einem dramma giocoso wie aus einem Guss das in den Augen von Stendhal alles Elend der Welt
vergessen lässt schuf Rossini die Vorlage fur seine größten Erfolge und eroberte endgultig die
Weltbuhne als unangefochtener Meister der komischen Oper seiner Zeit. Der Stil der Oper ist
eine geniale Vollendung der überkommenen Traditionen des 18. Jahrhunderts und eine Inspiration
fur spätere Entwicklungen dieser Gattung im Verlauf des 19. Jahrhunderts. Der ebenso humorvolle
wie turbulente Reigen d ieser Geschichte mit den typischen Elementen der Alla Turca-Mode
unterhält uns bis heute bestens was in diesem Fall nicht zuletzt an der Topform aller
Beteiligten bei der vorliegenden GLOSSA-Produktion liegt: Das Orchestra of the Eighteenth
Century beweist hier als spritzig aufspielendes Opernorchester einmal mehr seine einzigartige
Fähigkeit zur Wandlung und Erneuerung ohne dabei die ehrwürdige Vergangenheit zu
vernachlässigen die immer mit seinem unvergessenen Gründer und langjährigen Leiter Frans
Brüggen (1934-2014) verbunden sein wird. Dank einer großartigen Sängerbesetzung (u.a. mit
Vasilisa Berzhanskaya Ricardo Seguel Alasdair Kent und Pablo Ruiz) sowie dem außerordentlich
inspirierten Dirigat von Maestro Giancarlo Andretta wird dieser im Februar 2022 entstandene
Live-Mitschnitt aus dem Concertgebouw Amsterdam sicherlich schnell den Weg in die Regale und
nicht zuletzt die Herzen der Musikliebhaber weltweit finden.