»Das ist also das Leben meiner Mutter gewesen dachte ich das Leben und das Alter einer
Arbeiterin. Noch wusste ich nicht dass ich dieser Aufzählung bald ein drittes Wort würde
hinzufügen müssen.« Eigentlich hatte Didier Eribon sich vorgenommen ab jetzt regelmäßig nach
Fismes zu fahren. Doch seine Mutter stirbt wenige Wochen nach ihrem Umzug in ein Pflegeheim in
dem kleinen Ort in der Champagne. Wie in Rückkehr nach Reims wird dieser Einschnitt zum
Ausgangspunkt für eine Reise in die Vergangenheit. Eribon rekonstruiert die von Knappheit und
Zwängen bestimmte Biografie einer Frau die an einen brutalen Ehemann gekettet blieb und sich
sogar in ihren Träumen bescheiden musste. »Meine Mutter« hält er fest »war ihr ganzes Leben
lang unglücklich.« Didier Eribons neues Buch ist hochpolitisch: Er legt schonungslos dar wie
sehr die Politik aber auch die Philosophie ja wir alle die skandalöse Situation vieler alter
Menschen lange verdrängt haben. Zugleich erweist er sich erneut als großer Erzähler: Anhand
suggestiver Episoden und berührender Erinnerungen zeigt er wie wichtig Familie und Herkunft
für unsere Identität sind. Er kauft ein Dialekt-Wörterbuch um noch einmal die Stimme seiner
Mutter im Ohr zu haben. So entfaltet der Soziologe das Porträt einer untergegangenen Welt: des
Milieus der französischen Arbeiterklasse - mit ihren Sorgen ihrer Solidarität ihren
Vorurteilen.