«Ursprung und Gegenwart» das Hauptwerk Jean Gebsers gehört zu den ebenso eigenwilligen wie
bedeutenden Versuchen das 20. Jahrhundert vor dem Hintergrund der gesamten
Menschheitsgeschichte zu sehen und zu deuten. Für Gebser ist die Veränderung des Verhältnisses
zur Zeit die sich mit der einsetzenden Renaissance vollzog der entscheidende Angelpunkt für
die Probleme und Leiden der Neuzeit. Dieses veränderte Zeitbewusstsein wird dokumentiert durch
die Entdeckung der Perspektive sie löst das unperspektivische mythische Zeitalter ab und
leitet die Epoche der perspektivisch-fortschrittlichen Wissenschaft ein. Dadurch verliert der
mehr und mehr diesseitsbezogene Mensch an Weltvertrauen und begibt sich in die individuelle
Isolation. Gebsers Werk ist ein geistes- und kulturkritischer Dialog mit der Welt in der wir
leben - mit ihren Traditionen Erwartungen und Verstiegenheiten. Die Fülle der Ausblicke und
Belege prägt ihm überdies den Stempel eines erstrangigen Kompendiums europäischen Denkens auf.
«Ursprung und Gegenwart» wurde 1932 konzipiert und in den Jahren 1947 48 und 1951 52
geschrieben.