Gesundheit wird im 18. Jahrhundert zu einem gesellschaftlich bedeutenden Thema. Sie gilt nicht
länger als göttliches Schicksal sondern als ein von Menschen beeinflussbares und
verantwortetes Gut. Für das Bürgertum wird Gesundheit eine zentrale Voraussetzung für Erfolg
und verbindet sich eng mit den bürgerlichen Tugenden Reinlichkeit und Mässigkeit. Mit dem sich
professionalisierenden Ärztestand und der wissenschaftlichen Hygiene etabliert sich in der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts unter dem Begriff der öffentlichen Gesundheitspflege ein
eigenständiges Politik- und Handlungsfeld. Die Konzepte der Hygiene die im Kampf gegen Cholera
Typhus und Pocken zuerst in den rasch wachsenden Städten angewendet werden erfordern immer
mehr staatliche Einrichtungen und Gesetzgebungen auf Bundes- wie auf kantonaler Ebene.Neben
staatlichen Massnahmen und Einrichtungen spielen zivilgesellschaftliche Bewegungen eine
zentrale Rolle. Sie nehmen sich verschiedener Probleme an - etwa des Alkoholismus der
Säuglingssterblichkeit oder der Tuberkulose - gründen Organisationen und nehmen Einfluss auf
Lösungsansätze.Nach dem Zweiten Weltkrieg gewinnt die kurative Medizin an Gewicht. Der Ausbau
der Spitäler und die verbesserten medizinischen Angebote führen zu einer massiven
Kostensteigerung. Mit der Etablierung der Präventivmedizin und der Konzeption von New Public
Health rückt die Vorsorge im Zusammenhang mit den chronischen Krankheiten wieder ins Blickfeld.
Das ökonomisch geprägte Denken des Neoliberalismus und die neuen genetischen Erkenntnisse
prägen die individualisierende Sicht auf Gesundheit und Krankheit und stellen das «genetische
Schicksal» in Frage.