«Gemeinde» ist ein in der Schweizer Historiografie viel bemühter und emotional aufgeladener
Begriff. Tatsächlich ist die Gemeinde in ihren Ursprüngen schwer fassbar wird jedoch gerne als
«Urzelle» der Schweizer Demokratie verstanden. Das vorliegende Buch setzt hier neue Akzente
indem es die Vielschichtigkeit der kommunalen Organisationsformen im ausgehenden Mittelalter
untersucht. Wie funktionierten die kommunalen Kooperationsformen auf Gemeindeebene? Welche
Akteure brachten sie hervor und wie nutzten und formten diese die Gemeinde? Wie wirkte sich die
wirtschaftliche soziale und politische Reglementierung auf die Gemeinde aus und welche Rolle
spielte die Kirche bei der Verfestigung der kommunalen Strukturen? Am Beispiel des Bündner
Tales Bergell zeigt die Autorin gestützt auf ein reiches Quellenkorpus wie die schnell
voranschreitende Regelung des inner- und zwischendörflichen Lebens in erster Linie nicht als
Demokratisierung zu verstehen ist sondern als Prozess der von einer Neukonstitution
hierarchischer Machtstrukturen begleitet und angetrieben wurde. Das Buch ist zudem ein
wichtiger Beitrag zur bündnerischen schweizerischen und alpinen Geschichte des 14.-16.
Jahrhunderts. Geografisch heute eine Randregion erhält das Bergell in dieser Studie einen
Platz mitten im europäischen Geschehen - im Brennpunkt zwischen Konstanz und Mailand Basel und
Venedig Hall und Genf.