Was lasen Frauen in der Schweiz zur Zeit der Aufklärung - und was hätten sie aus Männersicht
lesen sollen? Erweiterte das gedruckte Wort ihren Geist oder engte es ihn ein? Der
rekonstruierte Buchbesitz von 167 Schweizerinnen ohne besonderen Rang und Namen entspricht
wenig dem ersonnenen Inhalt idealer «Frauenzimmer-Bibliotheken».Erhaltene Nachlass- und
Versteigerungsinventare des 18. Jahrhunderts erlauben es den Buchbesitz zahlreicher Frauen zu
rekonstruieren - von Waadtländerinnen Bernerinnen Jurassierinnen und Neuenburgerinnen: Frauen
aus Stadt und Land Standespersonen und Gemeine «Welsche» und «Deutsche» Reformierte und
Katholikinnen Wohlhabende und Unbemittelte. Mit der «idealen» Frauenbibliothek wie sie
(männlichen) Zeitgenossen vorschwebte haben diese «realen» Bibliotheken wenig gemein. In den
kleinsten unter ihnen herrschen geistliche Texte vor Heilige Schrift und Erbauungsliteratur
in den grösseren gesellen sich weltliche dazu - eine Vielfalt von Werken zum Zweck der Bildung
und Unterhaltung.Die Studie richtet den Fokus auf Bibliotheksbesitzerinnen und Leserinnen
daneben wirft sie einen Blick sowohl auf Subskribentinnen und Käuferinnen von Büchern als auch
auf Verlegerinnen Händlerinnen und Verleiherinnen von Druckwerken. Sie entwirft eine Typologie
der frühmodernen Leserin und erkundet nicht zuletzt die Modalitäten ihres Lesens die Frage
also ob Frauen lasen weil sie lesen konnten wollten durften oder mussten oder obwohl sie an
sich nicht lesen konnten wollten durften oder mussten.