Der im Juli 1923 unterzeichnete Vertrag von Lausanne besiegelt das Ende des Osmanischen Reichs
und stiftet Frieden zwischen dessen Nachfolgern der Regierung in Ankara und den Westmächten.
Noch immer gültig legt er die Grenzen der Republik Türkei fest. Der Vertrag prägte autoritäre
nachosmanische Systeme und beeinflusste global den Umgang mit ethnisch-religiösen
Konflikten.Dieses Buch erklärt wie die achtmonatige oft dramatische Konferenz mehr als zehn
Jahre Krieg und Völkermord im späten Osmanischen Reich beendete. Die teilnehmenden Staaten
gestanden der Delegation aus Ankara die Totalrevision des Vertrags von Paris-Sèvres und einen
homogenen Staat in Kleinasien auf Kosten nichttürkischer Ansprüche zu. Den Völkermord an den
Armeniern legten sie ad acta das Reden darüber wurde tabuisiert. Der im Vertrag
festgeschriebene Bevölkerungsaustausch erwies sich weltweit als Beispiel für «Konfliktlösung»
durch erzwungene «Entmischung der Völker». Lausanne markierte somit nicht nur das Ende des
Völkerbundprojekts einer selbstbestimmten sicheren Zukunft für kleine Völker im Nahen Osten
sondern gab auch faschistischen Strömungen in Europa entscheidenden Auftrieb.