Das historische Weltbild des 19. Jahrhunderts wurde wie es scheint mittlerweile von einer
'breiten Gegenwart' abgelöst. Damit verschiebt sich auch der Blickwinkel einer philologischen
Mediävistik. An die Stelle der historischen Interpretation rückt die Dynamik der
Horizontverschmelzungin der Begegnung mit vormoderner Literatur. Es entwickelt sich ein neues
Augenmerk auf die materiellsinnliche Qualität der Überlieferung.Hans Ulrich Gumbrecht zeigt auf
welche neuen Zugriffe auf die Lektüre Materialität und Alterität mittelalterlicher Literatur
sich anbieten. Unter der Prämisse dass ästhetische Erfahrung spezifische Verstehenszugänge zum
Vergangenen eröffnet zeichnen sich Affinitäten zum Mittelalter ab die über den akademischen
Bereich hinausweisen.